Der Überzeugungs­täter

Ohne Menschen wie ihn würde die Alemannia niemals funktionieren können. Wäre vielleicht sogar schon Geschichte. Für Lutz van Hasselt ist der Verein mehr als nur ein gewöhnlicher Job.
Foto: Carl Brunn

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Alemannias Archi­var, Fan­be­auf­trag­ter und Ticket­ma­na­ger ist 24/​7 für die Schwarz-Gel­ben da, wie es Geschäfts­führer und Sport­di­rek­tor Mar­tin Bader im Pratsch-Inter­view Ende Mai beton­te. Bei einer Ent­loh­nung, für die die meis­ten Kri­ti­ker und Ewig­bes­ser­wis­ser sich kaum von ihrer Couch erhe­ben wür­den. Seit ins­ge­samt 13 Jah­ren. Höchs­te Zeit für eine Würdigung.

Es ist Anfang August. Und das Bemü­hen, mit Lutz van Has­selt ein län­ge­res kon­zen­trier­tes Gespräch zu ver­ab­re­den, ist in etwa so aus­sichts­reich wie der Ver­such, mit Ali­ce Wei­del eine Charme­of­fen­si­ve zu gewin­nen. Alemannia Aachens Ticket­ma­na­ger hat Stress. Der Anpfiff zur neu­en Regio­nal­li­ga­sai­son naht. Zum zwei­ten Mal gilt es, den Zugang zum Tivo­li unter kom­pli­zier­ten Pan­de­mie­be­din­gun­gen zu orga­ni­sie­ren. Zunächst müs­sen die mehr als 2.000 Dau­er­kar­ten­be­sit­zer ana­log den Hygie­ne­vor­ga­ben aufs Sta­di­on ver­teilt wer­den. Am bes­ten ent­spre­chend allen indi­vi­du­el­len Wün­schen nach Platz und Sitz­nach­barn. Außer­dem wäre da ja auch noch die Steue­rung des Tageskartenverkaufs.

Es gilt Regeln zu berück­sich­ti­gen, die durch­aus eine drang­sa­lie­rend gerin­ge Halb­wert­zeit haben kön­nen. So wie die Sache mit der Beschrän­kung auf nur 1.000 getes­te­te Zuschau­er. Die­se Vor­ga­be wird kurz vor dem ers­ten Anpfiff an der Kre­fel­der Stra­ße von der Lan­des­re­gie­rung eben­so schnell wie­der ein­kas­siert, wie sie ein­ge­führt wur­de. Kaum scheint eine Ecke des kom­ple­xen Puz­zles fer­tig zu sein, bricht es gera­de an ande­rer Stel­le aus­ein­an­der. Unzäh­li­ge an den Ner­ven zer­ren­de Nacht­schich­ten sind die unver­meid­li­che Fol­ge. Tages­licht genießt man als Ver­ant­wort­li­cher kaum noch.

Ein Zim­mer mit aber­hun­dert his­to­ri­schen Dokumenten

Im Früh­jahr 2008 war so etwas eher Sci­ence-Fic­tion. Zu der Zeit drück­te die Schwarz-Gel­ben ein ver­gleichs­wei­se mar­gi­na­les Anlie­gen. Knapp ein Jahr zuvor, im Sep­tem­ber 2007, war Wil­li Sie­prath gestor­ben. Das legen­dä­re Gedächt­nis des Ver­eins. Seit­dem hat­te sich kei­ner erbarmt, die eben­so eigen­wil­lig sor­tier­te wie umfang­reich aus­ge­stat­te­te Doku­men­ten- und Urkun­den­samm­lung des Tra­di­ti­ons­clubs zu pfle­gen und wei­ter­zu­füh­ren. Man such­te nach einem Muti­gen, der sich die­ser Auf­ga­be anneh­men woll­te. Als Neben­tä­tig­keit oder gar als Hob­by. Aber den­noch begeis­tert und zuver­läs­sig. Sascha Ruf hör­te davon. Das spä­te­re Grün­dungs­mit­glied der „Köl­schen Ale­man­nen“ stu­den­ten­jobb­te damals beim Aache­ner Ton­trä­ger­groß­händ­ler Target.

Und dort hat­te er einen Ver­wal­tungs­an­ge­stell­ten ken­nen­ge­lernt, der wie gemalt schien für die­se Auf­ga­be: hin­rei­chend ale­man­nia­ver­rückt, gewapp­net mit einer beein­dru­ckend stoi­schen Ruhe, nicht auf den Kopf gefal­len und vor allem mit einem aus­ge­präg­ten Fai­ble für Fak­ten, Daten und Zah­len sei­nes Lieb­lings­clubs. Immer­hin pfleg­te der Typ bereits eine Inter­net­sei­te als digi­ta­les schwarz-gel­bes Archiv. Ruf kon­tak­tier­te Jür­gen Frant­zen, den Fan­ver­tre­ter im dama­li­gen Auf­sichts­rat des Ver­eins, und gab ihm den Tipp, bei einem gewis­sen Herrn van Has­selt nachzufragen.

Foto: Carl Brunn

Kür­zes­te Zeit spä­ter hat­te der TSV Alemannia Aachen einen neu­en Ver­eins­ar­chi­var. Und Lutz van Has­selt, damals 34 Jah­re alt und bis dato Steh­platz­gän­ger, Bier-Con­nais­seur, Aus­wärts­bus­pas­sa­gier und Fan­club­kum­pel, fand sich plötz­lich in einem Zim­mer der Alemannia-Geschäfts­stel­le wie­der. Gering­fü­gig ent­lohnt zwar, aber dafür umge­ben von aber­hun­dert his­to­ri­schen Doku­men­ten: Ver­eins­mit­tei­lun­gen, Sta­di­on­hef­ten aus allen mög­li­chen Spiel­stät­ten, Ein­tritts­kar­ten, Zei­tungs­aus­schnit­ten, Fotos. Abge­legt in Akten­ord­nern, Boxen, Schnell­hef­tern und Map­pen. Man­ches wohl­ge­ord­net, man­ches schein­bar nur ver­staut. Nach Wil­li Sie­praths offen­bar ganz eige­nem Abla­ge­prin­zip. Doch für Lutz van Has­selt war es der Gar­ten der Seligkeit.

Kei­ne Lie­be auf den ers­ten Blick

Halt! Solch pas­to­ral-emo­tio­na­le Begrif­fe wür­den Lutz van Has­selt selbst nie­mals ernst­haft über die Lip­pen kom­men. Das Geblümt-Schnör­ke­li­ge ist sei­ne Sache nicht. Sein Blick auf die Din­ge ist klar, sein Urteil ger­ne iro­nisch-distan­ziert und mit staub­tro­cke­nem Humor gewürzt. Dem­nach wür­de er sei­ne Bezie­hung zur Alemannia auch nicht mit dem Eti­kett „Lie­be“ ver­se­hen. Unge­ach­tet jeg­li­cher Emo­tio­na­li­tät. Die treue Zunei­gung zu sei­nem Hei­mat­ver­ein ent­springt kaum einer heiß­blü­ti­gen Affä­re. Son­dern viel­mehr einer behut­sa­men Annäh­rung. Kei­ne Lie­be auf den ers­ten Blick. Eher so etwas wie eine arran­gier­te Hoch­zeit. Mit sei­nen Kum­pels vom SV Rhenania Rich­te­rich als Matchmaker.

Die hat­ten ihn zum Tivo­li geschleppt. Das war zur Sai­son 1984/​1985. Da war Lutz van Has­selt zehn Jah­re alt und vor­über­ge­hend Fan des Ham­bur­ger SV. „Weil der auf­grund sei­ner inter­na­tio­na­len Erfol­ge in aller Mun­de war“, gibt er rück­bli­ckend zu. Um jedoch gleich hin­ter­her­zu­schie­ben, dass das ers­tens nur von kur­zer Dau­er gewe­sen wäre und zwei­tens „heu­te über­haupt kein The­ma mehr ist.“ Der Besuch des Aache­ner Fuß­ball­denk­mals an der Sei­te sei­ner Mann­schafts­ka­me­ra­den reich­te nicht aus, um ihn zum Tivo­li­gän­ger der Was-immer-da-kom­me-Kate­go­rie zu machen. Nicht sel­ten gab es mona­te­lan­ge Pha­sen der Abwe­sen­heit. „Beson­ders nach hef­ti­gen Ent­täu­schun­gen war die Luft raus. Zum Bei­spiel nach einem wie­der ein­mal erst vor­aus­ge­sag­ten und dann ver­dad­del­ten Auf­stieg. So etwas hat mich dann zu sehr frus­triert“, erin­nert sich van Hasselt.

„Der Tivo­li war für mich zu einer Selbst­ver­ständ­lich­keit mei­nes Lebens gewor­den. Und die­sen Fix­punkt woll­te man mir jetzt weg­neh­men. Das durf­te nicht sein.“

Lutz van Has­selt über die Sta­di­onplä­ne im Jahr 1998

Fast 14 Jah­re währ­te die­se On-and-off-Affä­re. Dann hat­te Wil­fried Sawa­lies ein Visi­ön­chen. Gemein­sam mit sei­nen Funk­tio­närs­kol­le­gen war der Alemannia-Prä­si­dent 1998 der Idee ver­fal­len, den alt­ehr­wür­di­gen Tivo­li durch einen Mehr­zweck­neu­bau erset­zen zu wol­len. Ohne Steh­plät­ze. Dafür aber mit Lauf­bahn. Lutz van Has­selt fing Feu­er. Im spä­ten Alter von 24 mutier­te er vom zwei­feln­den Anhän­ger zum ver­zwei­fel­ten Hard­core-Fan. „Trotz allem war für mich der Tivo­li zu einer Selbst­ver­ständ­lich­keit mei­nes Lebens gewor­den. Und die­sen Fix­punkt woll­te man mir jetzt weg­neh­men. Das durf­te nicht sein.“ Mit gro­ßem Inter­es­se ver­folg­te er die Akti­vi­tä­ten der Initia­ti­ve „Hän­de weg vom Tivo­li“. Von da an war er bereit für eine Dau­er­be­zie­hung mit der Alemannia. Ver­spro­chen. Gehal­ten. Seit etwa 20 Jah­ren hat Lutz van Has­selt kein Aus­wärts­spiel und nur ein Heim­spiel ver­passt. Und letz­te­res nur wegen eines durch­wach­sen begab­ten Mimen namens Wolf­gang Wolf.

Die Kon­ver­tie­rung war der­art nach­hal­tig, dass er sogar einem Fan­club bei­trat. Dem kurz zuvor gegrün­de­ten „Oche Hop­paz“. Im klas­si­schen Sin­ne war man jedoch nur ein Jahr lang wirk­lich aktiv. Dann ent­stand die Idee, dar­aus ein digi­ta­les Alemannia-Archiv ent­ste­hen zu las­sen. Das Vor­ha­ben gelang. Unter­des ist „Oche Hop­paz“ zur wohl umfas­sends­ten pri­va­ten Daten­samm­lung rund um die Schwarz-Gel­ben gewach­sen. Mit Ergeb­nis­sen, Auf­stel­lun­gen und Hin­ter­grün­di­gem. Zurück­rei­chend bis 1900, dem Grün­dungs­jahr des Ver­eins. Eine Samm­lung, die sicher­lich ein gewich­ti­ges Argu­ment war, sich 2008 für Lutz van Has­selt zum offi­zi­el­len Archi­var des TSV Alemannia Aachen zu entscheiden.

Die DFL als Retter

Lutz van Has­selts Liai­son mit der kai­ser­städ­ti­schen Fuß­ball­di­va soll­te indes noch ein gutes Stück ange­streng­ter wer­den. Und anstren­gen­der. Kaum hat­te der neue Archi­var in der Geschäfts­stel­le sei­nen Neben­job ange­tre­ten, muss­te sein eigent­li­cher Arbeit­ge­ber den Geschäfts­be­trieb ein­stel­len. Das rasend schnell popu­lä­rer wer­den­de Strea­ming hat­te den Ver­trieb von Ton­trä­gern immer weni­ger lukra­tiv wer­den las­sen. Tar­get gab auf. Und van Has­selt war arbeits­los. Mit einem früh abge­bro­che­nen Infor­ma­tik­stu­di­um und ohne abge­schlos­se­ne Berufs­aus­bil­dung im Ruck­sack. Nach zwei Jah­ren ret­te­te ihn die Deut­sche Fuß­ball Liga aus der Misere.

Foto: Carl Brunn

In Frank­furt war man 2010 auf den Gedan­ken gekom­men, dass Fan­be­auf­trag­te bei Pro­fi­clubs nicht mehr nur ehren­amt­lich tätig sein durf­ten. Fort­an soll­ten sie ord­nungs­ge­mäß ange­stellt sein. Für Robert Jacobs, der den Pos­ten am Tivo­li bis dato in sei­ner Frei­zeit beklei­det hat­te, war das kei­ne Opti­on. Van Has­selt bewarb sich. Sei­ne Vor­aus­set­zun­gen konn­ten bes­ser nicht sein. Auf der Geschäfts­stel­le kann­te und schätz­te man ihn. In der noto­risch pro­ble­ma­ti­schen Aache­ner Anhän­ger­schaft war er bes­tens ver­drah­tet. Er galt als beson­ne­ner, abwä­gen­der und belast­ba­rer Typ. Fol­ge­rich­tig berief ihn die Alemannia zu ihrem ers­ten haupt­amt­li­chen Fan­be­auf­trag­ten. Man stat­te­te ihn mit einem 20-Stun­den-Arbeits­ver­trag bei weni­ger üppi­gem Lohn aus. „Für mich reich­te es zum Leben“, merkt van Has­selt lapi­dar wie so oft an.

Reich­lich Arbeit, hin­rei­chend Ärger und über­schau­ba­re Ver­gü­tung. Eini­ge Jah­re schlug sich der Rich­te­ri­cher so durch. Bis die Spiel­be­triebs­ge­sell­schaft der Alemannia im Novem­ber 2012 zum ers­ten Mal kopf­über in die Insol­venz stürz­te. Das Geld wur­de noch knap­per, als es zuvor ohne­hin schon gewe­sen war. Genos­se Rot­stift über­nahm das Kom­man­do. Der mach­te auch vor der Geschäfts­stel­le nicht halt. Der Per­so­nal­stamm wur­de abge­holzt. Die Auf­ga­ben blie­ben. Was macht man in sol­chen Situa­tio­nen? Man packt den wenig ver­blei­ben­den Mit­ar­bei­te­rin­nen und Mit­ar­bei­tern noch zusätz­lich etwas auf den Schreib­tisch. Bei Lutz van Has­selt war es als Ers­tes das Ticke­ting. Die­ser unschul­di­ge Begriff ver­harm­lost ein ziem­lich wei­tes Betätigungsfeld.

„Einer muss den Job ja machen. Und mir machts Spaß.“

Lutz van Has­selt über sei­ne viel­fäl­ti­gen Ämter

Es reicht über den eigent­li­chen Kar­ten­ver­kauf hin­aus von Kal­ku­la­tio­nen und Abrech­nun­gen über die Betreu­ung des Kas­sen­per­so­nals sowie der Vor­ver­kaufs­stel­len bis zur Pfle­ge der Ticketsoft­ware und der Bear­bei­tung von Anfra­gen jeg­li­cher Art. Doch mit den Jah­ren fort­wäh­ren­der wirt­schaft­li­cher Dürf­tig­keit wur­de die Arbeit noch reich­li­cher, der Ärger noch hin­rei­chen­der und die Ver­gü­tung zwangs­läu­fig nur ver­hal­ten über­schau­ba­rer. Die Spiel­fel­der wur­den für den Hard­core-Ale­man­nen zuneh­mend brei­ter. So ver­ant­wor­te­te er unter ande­rem schon die Ver­eins­home­page und den Live-Ticker. Von all dem Tüd­del­kram, der in einer Klein­ge­schäfts­stel­le eben über­all so anfällt, ein­mal ganz abge­se­hen. Aus dem eins­ti­gen Neben­er­werb ist längst so etwas wie ein Rund-um-die-Uhr-Beruf gewor­den. „Stört mich nicht. Einer muss den Job ja machen. Und mir machts Spaß.“ Da ist sie wie­der, die­se lapi­da­re Gemütsruhe.

Ver­än­der­te Sichtweisen

Inzwi­schen ist van Has­selt 47 Jah­re alt und hat sei­nen Her­zens­club nach zwei Jah­ren archi­va­ri­schem Hilfs­dienst nun schon wei­te­re elf Jah­re als Beruf erlebt. „Es gibt kaum eine Stun­de am Tag, in der ich wirk­lich von der Alemannia abschal­ten kann“, erklärt er. Selbst, nach­dem er sei­ne Büro­tür abends oder nachts hin­ter sich abge­schlos­sen hat, bleibt Schwarz-Gelb meis­tens das beherr­schen­de The­ma. Nicht nur in Fan­krei­sen ist er bekann­ter als so man­cher Akteur der ers­ten Mann­schaft. Folg­lich wird er stän­dig ange­spro­chen, wird um klei­ne und gro­ße Gefäl­lig­kei­ten gebe­ten. Kei­ne ein­fa­che Sache für einen offen­kun­dig umgäng­li­chen und hilfs­be­rei­ten Typen wie ihn.

„Ich brin­ge mitt­ler­wei­le für Sachen Ver­ständ­nis auf, für die ich frü­her kaum eine Anten­ne hatte.“

Lutz van Has­selt über Fol­gen der Arbeit im Verein
Foto: Carl Brunn

Doch er weiß, dass „man nicht jedes Sitz­platz­ti­cket ent­spre­chend ganz indi­vi­du­el­len Wün­schen aus­ge­ben kann. Oder stän­dig den Plan ändern kann, nur weil A auf kei­nen Fall in der Nähe von B sit­zen will. Man muss auch mal abblo­cken. Sonst bist du ver­lo­ren.“ Zudem hat sich im Lau­fe der Zeit sein Blick auf die Din­ge ver­än­dert. Van Has­selt beur­teilt heu­te vie­les „distan­zier­ter und dif­fe­ren­zier­ter“, wie er zugibt. Mehr durch eine pro­fes­sio­nel­le Bril­le. „Ich brin­ge mitt­ler­wei­le für Sachen Ver­ständ­nis auf, für die ich frü­her kaum eine Anten­ne hat­te. Zum Bei­spiel für die Arbeit und die Nöte der Poli­zei. Eben­so ver­ste­he ich Ver­eins­funk­tio­nä­re und deren Han­deln öfters bes­ser.“ Und schon lan­ge über­legt er beim Ein­satz von Pyro­tech­nik nicht mehr, ob das Spek­ta­kel schön ist. „Heu­te den­ke ich sofort dar­an, dass uns so etwas Geld kostet.“

Fünf Par­tien an vier Tagen

Nicht nur sei­ne Sicht­wei­sen haben sich gewan­delt. Zugleich sind Sachen auf der Stre­cke geblie­ben. Das Ground­hop­ping zum Bei­spiel. Als jun­ger Mann besuch­te er pro Sai­son bis zu 200 Spie­le. Neben denen der Alemannia wohl­ge­merkt. „Aber ich habe das nicht bier­ernst und orga­ni­siert betrie­ben. So was ist nicht mei­ne Sache. Län­der­punk­te habe ich nie gesam­melt“, schränkt van Has­selt ein. Zuletzt fand er Weih­nach­ten 2019 Zeit für eine Tour. Da pil­ger­te er mit Gleich­ge­sinn­ten auf die bri­ti­sche Insel.

Zu fünf Par­tien an vier Tagen: bei Luton Town, FC Rea­ding, Shef­field Wed­nes­day, New­cast­le United und Dundee United. Auch die Dau­er­kar­te bei Roda JC Kerk­ra­de fiel der Arbeits­be­las­tung zum Opfer. Glei­cher­ma­ßen rück­te die Musik etwas in den Hin­ter­grund. Der Punk- und Indie­lieb­ha­ber besitzt mehr als 1.000 Vinyl-Schei­ben und CDs. Auf Kon­zer­te ange­spro­chen, ant­wor­tet er tro­cken: „Mehr als drei bis vier im Jahr sind zeit­lich nicht mehr drin. Okay, dank Coro­na muss­te ich mir dar­über eh lan­ge Zeit kei­ne Gedan­ken mehr machen.“

Foto: Carl Brunn

Die Alemannia als Full­time-Job. Einer, der einem kaum Raum für viel­leicht lus­ti­ge­re Din­ge lässt. Kann man da über­haupt noch ech­ter Fan blei­ben? Ver­liert man nicht irgend­wann den geschön­ten Enthu­si­as­mus und die Moti­va­ti­on? Van Has­selt will sol­che Zwei­fel nicht auf­kom­men las­sen. Er ist ein Überzeugungs­täter in Schwarz-Gelb. „Klar bin ich Fan. In ers­ter Linie sogar. Ich lei­de mit der Alemannia kei­nen Deut weni­ger als frü­her.“ Obwohl Heim­spiel­ta­ge für ihn Arbeits­ta­ge sind und er ohne­hin im Sta­di­on ist, ver­län­gert er sei­ne S4-Dau­er­kar­te Jahr für Jahr. Nie­der­la­gen zer­ren an ihm genau­so erbar­mungs­los, wie sie es vor zwan­zig Jah­ren getan haben.

„Beson­ders die gegen Rot-Weiss Essen, Wup­per­tal oder die Zweit­ver­tre­tun­gen der Bun­des­li­gis­ten.“ Und über so man­che Merk­wür­dig­kei­ten kann er sich herr­lich inbrüns­tig auf­re­gen. „Für dau­er­hys­te­ri­sche Sta­di­on­spre­cher, wie bei­spiels­wei­se den in Mainz, habe ich so gar kein Ver­ständ­nis.“ Auch beim eige­nen Ver­ein reagiert er auf Wun­der­li­ches mit der für ihn typi­schen bei­ßen­den Iro­nie. „Wenigs­tens an den Clea­ring­stel­len im Sta­di­on kann man mer­ken, dass wir eigent­lich ein Welt­ver­ein sind.“

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Als wir die ersten Buchstaben tippten, um unsere fixe Idee eines Alemannia-Magazins in die Tat umzusetzen, spielte Henri Heeren noch in Schwarz-Gelb. Jupp Ivanovic machte drei Buden am Millerntor und trotzdem träumte niemand von Bundesliga oder Europapokal. Das ist lange her. In der Zwischenzeit waren wir mit dem TSV ganz oben. Wir sind mit ihm ziemlich unten. Aufgehört haben wir unterwegs irgendwie nie. Neue Ausgaben kamen mal in größeren, mal in kleineren Abständen. Und jetzt schreiben wir halt auch noch das Internet voll.

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