Gegen­wind auf dem Verkaufskurs

Tei­le des Alemannia-Ver­wal­tungs­ra­tes leh­nen den geplan­ten Alemannia-Ver­kauf inzwi­schen ab. Gleich­zei­tig hält sich hart­nä­ckig das Gerücht, dass der Deal ohne­hin vom Tisch sei.

Ste­hen die Gesprä­che um den Ver­kauf der Alemannia Aachen GmbH vor dem Aus? Seit etwa zwei Wochen hal­ten sich rund um den Tivo­li und auch dar­über hin­aus Gerüch­te, dass die Inves­to­ren­grup­pe aus dem Umfeld der Spie­ler­ver­mitt­lungs­agen­tur Are­na 11 mit den Bera­tern Lars-Wil­helm Baum­gar­ten und Andre­as Sad­lo als füh­ren­de Köp­fe aus­ein­an­der­fal­len könn­te. So soll Baum­gar­ten vor dem Absprung ste­hen. Sicher ist: Tei­le des Ver­wal­tungs­ra­tes des TSV Alemannia Aachen e.V. gehen inzwi­schen deut­lich auf Distanz zu dem Verkauf.

Neu­er Stich­tag ja oder nein?

Bei Chris­ti­an Stein­born, Vor­sit­zen­der des Auf­sichts­ra­tes der Alemannia Aachen GmbH, rufen sol­che Dis­kus­sio­nen Unver­ständ­nis her­vor. Von einem Aus­schei­den Baum­gar­tens will er nichts wis­sen. Und die Ein­schät­zung, dass die Gesprä­che geschei­tert sei­en, bezeich­net er als »Unsinn«.

Er ver­ste­he nicht, woher die »halt­lo­sen Gerüch­te« kämen und war­um ihm und sei­nen Auf­sichts­rats­kol­le­gen »so immer wie­der Knüp­pel zwi­schen die Bei­ne gewor­fen« wür­den. »Kri­tik am Manage­ment ist eine Sache. Aber die Men­schen soll­ten erst ein­mal ins Sta­di­on kom­men. Das wür­de hel­fen. Das wäre ein Anfang. Statt­des­sen blei­ben vie­le trotz einer guten sport­li­chen Ent­wick­lung lie­ber weg. Die­se Gleich­gül­tig­keit hat die Mann­schaft nicht ver­dient. Und nicht zuletzt die­se Gleich­gül­tig­keit ist es dann, die uns kei­ne ande­re Alter­na­ti­ve lässt, als einen Inves­tor ins Boot zu holen.«

Chris­ti­an Stein­born
Foto: Carl Brunn

Doch wie ernst zu neh­men ist Stein­borns wort­stark vor­ge­tra­ge­nes Demen­ti? Gegen­über der Füh­rung der Fan-IG soll der Auf­sichts­rats­chef erläu­tert haben, dass eines der Kon­sor­ti­ums­mit­glie­der in der Tat aus­ge­stie­gen sei. Ersatz ste­he jedoch parat.

Jeden­falls nennt Stein­born den 30. Sep­tem­ber als neu­es­ten Stich­tag. Bis zu die­sem Datum sei­en die poten­ti­el­len Neu­in­ha­ber auf­ge­for­dert, ein kon­kre­tes Ange­bot vor­zu­le­gen. Lars-Wil­helm Baum­gar­ten selbst prä­sen­tiert sich äußerst schmal­lip­pig und vor­sich­tig. Merk­lich reser­viert ver­neint er einen Rück­zug und mag auch nicht von einem Aus der Gesprä­che spre­chen. Den 30. Sep­tem­ber als Dead­line bestä­tigt er aller­dings nicht. Der Spie­ler­ver­mitt­ler spricht viel­mehr davon, dass die Bera­tun­gen im Sep­tem­ber wie­der auf­ge­nom­men wür­den, nach­dem vie­le der Betei­lig­ten nun aus ihren Urlau­ben zurück seien.

Zwei­fel an der Zuverlässigkeit

Im Ver­wal­tungs­rat sieht man die Ent­wick­lung offen­bar sehr kri­tisch. Und die­ses Gre­mi­um ist immer­hin das obers­te Kon­troll­organ des Gesamt­ver­eins, des GmbH-Inha­bers also. Gleich meh­re­re Teil­neh­mer an der Run­de bestä­tig­ten auf Nach­fra­ge, es sei »mehr als frag­lich«, dass der von Auf­sichts­rats­chef Dr. Chris­ti­an Stein­born ange­streb­te Deal zustan­de kommt.

Der schlep­pen­de Pro­zess der Ver­hand­lun­gen und die Auf­trit­te der Are­na-11-Mana­ger haben wohl erheb­li­che Zwei­fel an der Zuver­läs­sig­keit der poten­ti­el­len neu­en Alemannia-Inha­ber gesät. »So wie die Sache gelau­fen ist, kön­nen wir uns eine Über­ein­kunft mit die­sen Leu­ten nicht vor­stel­len«, stellt einer der Räte unmiss­ver­ständ­lich klar.

Zudem scheint in dem Kon­troll­organ mitt­ler­wei­le die Angst ein­zu­keh­ren, dass ein mehr­heit­li­cher Ver­kauf der Alemannia Aachen GmbH grund­sätz­lich eher zum Scha­den für den Gesamt­ver­ein sein könn­te. Sol­che Signa­le hat auch Tho­mas Wen­ge, Vor­sit­zen­der der Fan-IG, erhal­ten: »Meh­re­re Ver­wal­tungs­rats­mit­glie­der haben uns gegen­über inzwi­schen ihre star­ken Beden­ken gegen das Vor­ha­ben geäu­ßert.« Selbst im Online­fo­rum der Alemannia-Fans stellt sich einer der Funk­tio­nä­re expli­zit gegen die mehr oder weni­ger voll­stän­di­ge Über­nah­me durch einen Fremdinvestor.

Der obers­te Ale­man­ne schweigt

Der Auf­sichts­rat als ent­schei­den­des Gre­mi­um der ope­ra­ti­ven GmbH und zumin­dest Tei­le des Ver­wal­tungs­ra­tes als mäch­tigs­tem Organ des Inha­bers schei­nen also nicht mehr auf dem glei­chen Kurs zu segeln. Für beson­de­ren Spreng­stoff könn­te dabei die Beset­zung des Ver­eins­prä­si­di­ums sor­gen, das gegen­über dem Ver­wal­tungs­rat zur Rechen­schaft ver­pflich­tet ist. Im e.V.-Vorstand sit­zen immer­hin drei GmbH-Auf­sichts­rä­te. Unter Ihnen die erklär­ten Ver­kaufs­be­für­wor­ter Wolf­gang ›Tim‹ Ham­mer und Oli­ver Laven. Und wie reagiert vor die­sem Hin­ter­grund der obers­te Alemanne?

Ent­ge­gen sei­ner sich deut­lich offen­si­ver posi­tio­nie­ren­den Vor­stands­kol­le­gen will Alemannia-Prä­si­dent Heinz Mau­bach den mög­li­chen Ein­stieg eines Inves­tors nicht öffent­lich kom­men­tie­ren: »Solan­ge kein abschlie­ßen­des Ange­bot vor­liegt, kann ich mir kei­ne end­gül­ti­ge Mei­nung bil­den. Zudem steht die gemein­sa­me Sit­zung mit dem Ver­wal­tungs­rat zu die­sem The­ma noch an.« Auch zu dem vom Auf­sichts­rat ange­streb­ten, fak­ti­schen Kom­plett­ver­kauf des Kern­ge­schäf­tes sei­nes Ver­eins will Mau­bach kei­ne Stel­lung beziehen.

Nach­trag, drei Stun­den nach ursprüng­li­cher Ver­öf­fent­li­chung:
So schnell kann’s gehen: Auf­grund unse­res klei­nen Bei­tra­ges wur­de uns inzwi­schen bestä­tigt, dass es tat­säch­lich Lars-Wil­helm Baum­gar­ten sei, der aus dem Kon­sor­ti­um aus­stei­gen und sei­nen Lebens­mit­tel­punkt auf die bri­ti­sche Insel ver­le­gen wol­le. Die­se Aus­sa­ge stammt von einem sehr gut ver­netz­ten Gre­mi­en­mit­glied der Alemannia. Gar­niert wur­de sie mit dem Urteil: »Soll man solch einem Men­schen ver­trau­en? Und wenn man mich jetzt fra­gen wür­de, ob der Deal vom Tisch sei, wür­de ich nicht mit Nein ant­wor­ten.« Wir woll­ten Euch das nicht vorenthalten.

Vorheriger Beitrag

Reif für die Insel: In der Pratsch 19

Nächster Beitrag

„Kön­nen nicht behaup­ten, die Sai­son sei durchfinanziert.“

Nächs­te Tour