Foto: Carl Brunn

„Kön­nen nicht behaup­ten, die Sai­son sei durchfinanziert.“

Timo Skrzypski, Geschäftsführer der Alemannia Aachen GmbH, spricht über die bedrohliche wirtschaftliche Situation des Vereins und die Probleme mit den eigenen Fans. Entwarnung gibt er für keine der Baustellen.

Eine bedenk­li­che wirt­schaft­li­che Situa­ti­on, durch­wach­se­ne sport­li­che Per­spek­ti­ven und nun auch noch erheb­li­che Pro­ble­me mit den eige­nen Fans. Lang­wei­lig wird Ihnen der­zeit wohl nicht.

Nee, Lan­ge­wei­le habe ich bestimmt nicht. Die hat­te ich vom ers­ten Tag an nicht. Das wäre aber auch nicht nor­mal bei einem Tra­di­ti­ons­ver­ein, der nach einer Insol­venz in einer sol­chen Lage steckt. Aber so etwas hat ja auch sei­nen gewis­sen Reiz. Ich wür­de mich jedoch auch nicht beschwe­ren, wenn wir das eine oder ande­re Pro­blem weni­ger hätten.

Auf wel­ches der Pro­ble­me könn­ten Sie denn am ehes­ten verzichten?

Ganz ein­deu­tig auf das wirt­schaft­li­che. Wäre die­ses nicht, hät­ten wir an den ande­ren Fron­ten auch weni­ger zu kämpfen.

Dann fra­gen wir mal direkt. Nach unse­ren Infor­ma­tio­nen benötigt die Alemannia drin­gend fri­sches Geld, um über­haupt über den Win­ter zu kom­men. Selbst die Rück­run­de scheint nicht gesi­chert zu sein. Anschei­nend ist man des­halb schon beim Haupt­spon­sor vor­stel­lig geworden.

Wir betei­li­gen uns nicht an Spe­ku­la­tio­nen und Gerüch­ten, die in die Welt gesetzt wer­den. Wir haben nie ein Geheim­nis dar­aus gemacht, dass wir ein Defi­zit vor uns her schie­ben. Das ist bekannt. Die­ses liegt wei­ter­hin bei rund 400.000 Euro. Das Loch haben wir bis­her nicht stop­fen kön­nen. Wir dis­ku­tie­ren zwar inten­siv Wege, wie wir das Defi­zit zumin­dest aus­glei­chen kön­nen. Doch es wäre in der Tat nicht rich­tig, wenn wir behaup­ten wür­den, die lau­fen­de Sai­son sei durchfinanziert.

Timo Skrzypski (Foto: Carl Brunn)
Timo Skrzyp­ski
Foto: Carl Brunn

Wenn schon die lau­fen­de Sai­son noch nicht durch­fi­nan­ziert ist, wie gesi­chert kann dann über­haupt die kom­men­de Spiel­zeit sein?

Auch das kann ich heu­te noch nicht seri­ös beant­wor­ten. Es gibt zwar bereits ein gro­bes Gerüst. Aber die detail­lier­te Pla­nung, wie wir die kom­men­de Sai­son gestal­ten kön­nen, erfolgt bis Febru­ar des kom­men­den Jah­res. Dann wer­den wir abse­hen, wie hoch unse­re Sach­kos­ten sein wer­den und wie viel Geld in den Etat der ers­ten Mann­schaft flie­ßen kann.

Glaubt man dem Prä­si­den­ten von Rot-Weiss Essen, wäre die nächs­te Insol­venz der Alemannia kaum mehr abzuwenden.

Ich weiß nicht, wie Herr Wel­ling zu solch einer Aus­sa­ge kommt. Wir haben uns nie mit ihm dar­über unter­hal­ten. Er hat mei­nes Wis­sens auch kei­ner­lei Ein­bli­cke in unser Zah­len­werk. Vor die­sem Hin­ter­grund wür­de ich nie­mals auf die Idee kom­men, mich über die wirt­schaft­li­che Situa­ti­on eines Wett­be­wer­bers aus­zu­las­sen. Das ist wenig seri­ös. Vor allem, wenn man genü­gend eige­ne Pro­ble­me hat. Aber mit Herrn Wel­lings Ein­las­sun­gen beschäf­ti­gen wir uns nicht. Es gibt Wich­ti­ge­res zu tun.

„Die Ein­nah­men sind die ein­zi­ge Stell­schrau­be, an der wir noch dre­hen können.“

(Foto: Carl Brunn)
Foto: Carl Brunn

An wel­chen Stell­schrau­ben kön­nen Sie denn dre­hen, um die wirt­schaft­li­che Lage zu verbessern?

Die ein­zi­ge Stell­schrau­be an der wir noch dre­hen kön­nen sind die Ein­nah­men. Bei den Kos­ten haben wir im Grun­de genom­men alles aus­ge­reizt. Wir haben jeden Stein umge­dreht und spa­ren im Ver­gleich zur ver­gan­ge­nen Sai­son bereits einen sie­ben­stel­li­gen Betrag ein. Wür­den wir hier wei­ter kür­zen, wür­den wir Gefahr lau­fen, selbst in der vier­ten Liga unwi­der­ruf­lich Boden zu verlieren.

Wie soll das funk­tio­nie­ren? Die Spon­so­ren­gel­der bewe­gen sich nach Ihrer eige­nen Aus­sa­ge gemes­sen an Viert­li­ga­ver­hält­nis­sen auf einem über­durch­schnitt­li­chen Niveau. Die Zuschau­er­zah­len sind mit rund 6.000 im Schnitt eben­falls mehr als man in der Viert­klas­sig­keit erwar­ten kann. Woher soll ein signi­fi­kan­tes Ein­nah­me­plus kommen?

Sicher­lich geht immer mehr. Auch bei den Spon­so­ren und beim Zuschau­er­zu­spruch. Aber am Ende des Tages kön­nen wir es dre­hen und wen­den, wie wir wol­len: Wir wer­den nur mit exter­ner Hil­fe aus der jet­zi­gen Situa­ti­on her­aus­kom­men. Ob das fri­sche Geld nun von einer Viel­zahl Aache­nern Unter­neh­men oder Pri­vat­per­so­nen kommt oder von einem stra­te­gi­schen Inves­tor, ist dabei wirt­schaft­lich zweitrangig.

Die Gesprä­che mit einem stra­te­gi­schen Inves­tor schei­nen zur­zeit eher erlahmt zu sein. Bedeu­tet das, dass die oft zitier­te „Aache­ner Lösung“ für Sie inzwi­schen die rea­lis­ti­sche­re Vari­an­te ist?

Wer sagt denn, dass die Gesprä­che mit inter­es­sier­ten Inves­to­ren erlahmt sind? Nur, weil wir nichts mehr ver­laut­ba­ren las­sen, muss das ja nicht bedeu­ten, dass da nichts mehr läuft. Es bringt ein­fach nichts, wenn wir jetzt mit unfer­ti­gen Kon­zep­ten an die Öffent­lich­keit gehen und dadurch nur Spe­ku­la­tio­nen Tür und Tor öff­nen. Glau­ben Sie mir, da haben wir aus der Dis­kus­si­on um einen Inves­tor gelernt. Das gilt im Übri­gen ganz beson­ders auch für die von Ihnen so genann­te „Aache­ner Lösung“. Wir haben zur­zeit meh­re­re kon­kre­te Vari­an­ten und Model­le, deren Umsetz­bar­keit wir prü­fen und bewer­ten. Das ist doch erst ein­mal eine gute Posi­ti­on. Mehr will ich dazu heu­te nicht sagen.

Sie haben ja noch nicht ein­mal den Namen des exter­nen Bera­ters preis­ge­ge­ben. Trans­pa­renz sieht anders aus. Wenn man Fans, Spon­so­ren und viel­leicht auch Medi­en einer­seits ver­pflich­ten will, sich mehr für die Alemannia zu enga­gie­ren, muss man die Öffent­lich­keit ande­rer­seits doch auch mit­neh­men und sie infor­miert hal­ten. Zudem war Trans­pa­renz eines der gro­ßen Ver­spre­chen des so genann­ten „Team 2018“.

Aus mei­ner Erfah­rung han­delt das Team 2018 viel trans­pa­ren­ter als Füh­rungs­gre­mi­en ande­rer Ver­ei­ne. Dies war auch deut­lich in der letz­ten Jahres­haupt­versammlung zu sehen. An die ver­ein­bar­te Ver­trau­lich­keit hal­ten wir uns.

Sie ver­ste­hen aber, dass das komisch anmu­ten muss?

Dar­an ist wohl nichts Komi­sches zu sehen. Ansons­ten hät­ten wir auf die Hil­fe ver­zich­ten müssen.

Was der Auf­sichts­rat trotz ver­ein­bar­ten Still­schwei­gens sehr wohl ver­ra­ten hat, ist, dass noch in die­sem Jahr ein Vor­schlag des omi­nö­sen Bera­ters vor­ge­stellt wird.

Dar­an hat sich auch nichts geän­dert. Intern hat man uns bereits ent­spre­chen­de Kon­zep­te vor­ge­stellt. Aber wie bereits gesagt: Es macht kei­nen Sinn, damit an die Öffent­lich­keit zu gehen, solan­ge die­se aus unse­rer Sicht nicht spruch­reif sind. Las­sen Sie uns die Ideen jetzt ein­mal sorg­fäl­tig prü­fen und sehen, was, wann und wie umge­setzt wer­den kann.

„In Aachen ist man gedank­lich immer noch nicht in der Regio­nal­li­ga angekommen.“

Rot-Weiss Essen scheint es mit der Initia­ti­ve „Zusam­men hoch drei“ zu gelin­gen, die ent­schei­den­den regio­na­len Kräf­te zu bün­deln. War­um tut man sich damit in Aachen so schwer?

Wäh­rend der ver­gan­ge­nen zwei Jah­re war die Unru­he rund um den Ver­ein ein­fach zu groß. Dann wur­de viel­leicht auch die eine oder ande­re unglück­li­che Ent­schei­dung getrof­fen. All das ließ das Miss­trau­en gegen­über dem Club zu groß wer­den. Ande­rer­seits bin ich fest davon über­zeugt, dass man nur Erfolg haben kann, wenn man bereit ist, die Lage anzu­neh­men, in der man steckt. Man ist gedank­lich immer noch nicht in der Regio­nal­li­ga ange­kom­men. Auch das macht unse­re Situa­ti­on schwie­ri­ger als die zum Bei­spiel in Essen.

Das ist star­ker Tobak. Wer hat denn Ihrer Mei­nung nach in Aachen die vier­te Liga immer noch nicht angenommen?

Das kann man nicht gene­rell sagen. Aachen und die Alemannia haben immer einen gro­ßen Rück­halt bei allen Aache­nern. Es sind in die­sem Fall Tei­le unse­rer Fans, der Medi­en und Spon­so­ren. Bei aller Träu­me­rei, noch ein­mal in den bezahl­ten Fuß­ball zurück­zu­kom­men, was selbst­ver­ständ­lich auch mein Ziel ist, rea­li­siert man nicht, dass die Welt in der Regio­nal­li­ga eine ande­re ist. Wir haben zum Bei­spiel in allen Berei­chen ent­spre­chend der Rah­men­be­din­gun­gen per­so­nell stark abge­baut. Und den­noch sind die Erwar­tun­gen an uns auf Zweit­li­ga­ni­veau geblie­ben. Die­sen Ansprü­chen kön­nen wir nicht gerecht wer­den. Nichts­des­to­trotz wächst auf allen Sei­ten die Unzu­frie­den­heit mit dem Ver­ein. Doch erst, wenn alle gelernt haben, unse­re Lage so zu akzep­tie­ren, wie sie ist, haben wir das Umfeld, dass es uns erlaubt, den Wie­der­auf­bau in Ruhe anzugehen.

Bei Ihrer Kri­tik spa­ren Sie die Stadt Aachen aus. Erwar­ten Sie nicht auch von die­ser Sei­te mehr Ver­ständ­nis und Unterstützung?

Sicher wür­den wir uns noch mehr Unter­stüt­zung durch die Stadt wün­schen, weil wir sie eigent­lich drin­gend benö­ti­gen. Aber man muss da rea­lis­tisch blei­ben. Wir kön­nen nicht erwar­ten, dass uns die Stadt aus der wirt­schaft­li­chen Situa­ti­on befreit. Schließ­lich ist ihr durch die Insol­venz bereits ein erheb­li­cher Scha­den ent­stan­den. Gleich­wohl wird sich die Stadt sinn­vol­len und zukunfts­fä­hi­gen Kon­zep­ten sicher­lich nicht verschließen.

Über die wirt­schaft­li­che Situa­ti­on hin­aus ist die aktu­el­le Fan­pro­ble­ma­tik Ihre zwei­te gro­ße Bau­stel­le. Selbst mode­ra­te Fan­clubs, die sonst eher auf Aus­gleich aus sind, lau­fen Sturm gegen ihr kol­lek­ti­ves Zaun­fah­nen­ver­bot. Haben Sie das unterschätzt?

Nein. Mir war klar, dass dies eine unpo­pu­lä­re Ent­schei­dung ist. Aber ich bin mir auch sicher, dass wir kei­ne ande­re Ent­schei­dung hät­ten tref­fen kön­nen. Denn die Bot­schaft des Ver­ban­des ist klar und deut­lich: Soll­te es im Lau­fe der kom­men­den zwei Jah­re noch ein­mal zu ähn­li­chen Vor­fäl­len wie in Wup­per­tal kom­men, dann bekom­men wir neben einem höhe­ren Straf­geld auch ein Geis­ter­spiel. Und jetzt rech­nen Sie mal zusam­men: die feh­len­den Zuschau­er­ein­nah­men. Die Dau­er­kar­ten­be­sit­zer, die even­tu­ell Regress­an­sprü­che stel­len. Die Spon­so­ren, die auf Grund feh­len­der Prä­senz Wie­der­gut­ma­chung for­dern. Und so wei­ter und so fort. Da kom­men leicht 100.000 Euro zusam­men. Durch die Ver­mum­mung der Täter, nicht der Fans, ist es uns lei­der nicht mög­lich, deren hab­haft zu wer­den. Daher gibt es der­zeit kei­ne ande­re Gegenmaßnahme.

„Wir muss­ten ein deut­li­ches Signal abgeben.“

(Foto: Carl Brunn)
Foto: Carl Brunn

Aber war­um muss­te es gleich eín kol­lek­ti­ves Fah­nen­ver­bot und damit auch eine Bestra­fung der ansons­ten sehr gut mit­ar­bei­ten­den Fan­clubs sein?

Sicher hät­ten wir allein der Karls­ban­de als Haupt­ver­ur­sa­cher deren Fah­ne ver­bie­ten kön­nen. Was wäre dann pas­siert? Die hät­ten sich schnell eine neue mit einem neu­en Spruch gebas­telt. Erreicht hät­ten wir nichts. Nein, wir muss­ten in Rich­tung des Ver­ban­des ein deut­li­ches Signal abge­ben. Wir muss­ten unse­re Ent­schlos­sen­heit zei­gen, das Pro­blem in den Griff bekom­men zu wol­len. Nur so haben wir eine Chan­ce, erheb­li­chen Scha­den vom Ver­ein abzu­wen­den. Zudem muss man ja auch mal kon­sta­tie­ren, dass das par­ti­el­le Fah­nen­ver­bot bei Aus­wärts­spie­len eine noch ver­gleichs­wei­se wei­che Sank­ti­on bedeu­tet. Wir hät­ten die Gäs­te­blö­cke bei unse­ren Aus­wärts­spie­len auch kom­plett sper­ren las­sen können.

Hät­te man die Fan­clubs im Vor­feld nicht bes­ser ins Boot holen sollen?

Genau das haben wir getan. Wir haben mit Fan-Clubs eben­so Gesprä­che geführt wie mit der Fan-IG und dem Fan­pro­jekt. Wir haben uns vie­le Gedan­ken gemacht und die Sache bestimmt nicht leicht­fer­tig ent­schie­den. Aber am Ende hat­ten wir kei­ne ande­re wir­kungs­vol­le und umsetz­ba­re Mög­lich­keit. Davon mal ganz abge­se­hen haben wir auf die Kri­tik der Fan­clubs ja reagiert und haben ihnen inzwi­schen erlaubt, ihre Fah­nen mit ins Sta­di­on zu bringen.

Das hat aber nicht zu einer wirk­li­chen Beru­hi­gung der Lage geführt. Das Ver­hält­nis zwi­schen dem Ver­ein und sei­nen treu­es­ten Anhän­gern ist gespannt. In schwie­rigs­ten Zei­ten ist das bestimmt nicht förderlich.

So etwas wünscht sich bei uns kei­ner. Aber wir dür­fen hier nicht Ursa­che und Wir­kung ver­tau­schen. Nicht die Ent­schei­dung des Ver­eins ist die Ursa­che für die Miss­tö­ne. Die eigent­li­che Ursa­che sind gewis­se Ultra­grup­pie­run­gen, die immer wie­der und aller War­nun­gen zum Trotz Pyro­tech­nik zün­den und damit sehen­den Auges dem Ver­ein gro­ßen Scha­den zufü­gen. Und es ist nun ein­mal eine mei­ner Auf­ga­ben als Geschäfts­führer, dafür zu sor­gen, Scha­den vom Ver­ein abzuwenden.

„Ich erwar­te kein Umdenken.“

Aber wie effek­tiv kann solch eine Stra­fe über­haupt sein? Wel­che Garan­tien gibt Ihnen solch eine Maß­nah­me, dass im Lau­fe der kom­men­den zwei Jah­re nicht mehr gezün­delt wird. Schließ­lich haben wir es bei den von Ihnen genann­ten Ultra­grup­pie­run­gen mit gefes­tig­ten Fan­club­struk­tu­ren zu tun, son­dern mit eher hete­ro­ge­nen losen Gruppen.

Ich bin nicht naiv. Dass im Lau­fe der kom­men­den zwei Jah­re nicht mehr gezün­delt wird, könn­ten Ihnen allein Die­je­ni­gen garan­tie­ren, die dafür ver­ant­wort­lich sind. Und da erwar­te ich kein Umden­ken. Aber soll­ten wir ange­sichts der dun­kel­gel­ben Kar­te des Ver­ban­des des­halb untä­tig blei­ben? Wir ste­hen in der Pflicht, alles in unse­rer Macht ste­hen­de zu tun, um sol­che Aus­wüch­se zu ver­hin­dern. Mir ist klar, dass uns da Gren­zen gesetzt sind. Sie kön­nen noch so schar­fe Geset­ze beschlie­ßen. Sie wer­den nie gänz­lich ver­hin­dern kön­nen, dass Men­schen Straf­ta­ten bege­hen. Aber wir kön­nen sol­che Din­ge zumin­dest erschweren.

Aber wird sich der Ver­band im Fal­le des Fal­les damit zufrie­den geben? Wir er die Alemannia gnä­dig behan­deln, nur weil Sie guten Wil­len gezeigt hat?

Das kann ich Ihnen nicht sagen. Aber, wenn wir statt­des­sen gar nichts unter­nom­men hät­ten, wür­de es mit Gewiss­heit knüp­pel­dick kommen.

Jetzt gibt es erst ein­mal einen in vie­len Augen fata­len Schul­ter­schluss zwi­schen den mode­ra­ten Fan­clubs und den kri­tisch beäug­ten Ultra­grup­pie­run­gen. Das erschwert den Zugang zu den Fans. Wie wol­len Sie die­se Situa­ti­on auflösen?

Ich habe da eigent­lich weni­ge Hand­lungs­mög­lich­kei­ten. Der Ball liegt bei den Fans. Das Ein­fachs­te wäre, dass nicht mehr gezün­delt wür­de. Ansons­ten muss man dar­auf bau­en, dass die ver­nünf­tig den­ken­den Fans begrei­fen, dass die Soli­da­ri­sie­rung mit den Tätern nicht der rich­ti­ge Weg im Sin­ne ihres Ver­eins sein kann. Aber wir wol­len auf kei­nen Fall den Gesprächs­fa­den abrei­ßen las­sen. Des­halb wer­den wir schnellst­mög­lich eine Arbeits­grup­pe grün­den, die Lösun­gen für die Pyro­pro­ble­ma­tik erar­bei­ten soll. Und in die­se Arbeits­grup­pe wer­den wir auch Fan­club­ver­tre­ter einladen.

Sie sol­len bereits im Vor­feld des Spiels in Wup­per­tal von der Pyro­ak­ti­on erfah­ren haben. Sie sol­len sogar den genau­en Zeit­punkt gewusst haben.

Das ist so. Ich sehe dar­in aber auch kein Problem.

Müs­sen Sie sich vor dem Hin­ter­grund der Ereig­nis­se nicht den Vor­wurf gefal­len las­sen, den Din­gen ihren Lauf gelas­sen zu haben?

In keins­ter Wei­se. Ich habe am Vor­tag des Spiels von einer geplan­ten Pyro­ak­ti­on der Ultras erfah­ren. Ich habe die­se Infor­ma­tio­nen umge­hend an die Aache­ner Poli­zei wei­ter­ge­lei­tet. Die wie­der­um hat ihre Wup­per­ta­ler Kol­le­gen in Kennt­nis gesetzt. Wir hat­ten vor Ort unser eige­nes Ord­nungs­per­so­nal, das unse­re Fans beglei­te­te. Wei­te­re Maß­nah­men konn­ten wir nicht tref­fen. Denn am Spiel­ort waren nun ein­mal aus­schließlich die Poli­zei Wup­per­tals und die loka­len Ord­nungs­kräf­te ver­ant­wort­lich. Auf deren Kon­trol­len und Vor­ge­hen hat­ten weder wir noch die Aache­ner Poli­zei Einfluss.

Haben Sie ver­sucht zu den ein­zel­nen Fan­grup­pen Kon­takt auf­zu­neh­men, um die Akti­on viel­leicht noch stop­pen zu können?

Ich habe unse­re Fan­be­treu­ung ein­ge­schal­tet, mit der Anwei­sung, zu ver­su­chen, auf die Grup­pen ein­zu­wir­ken. Denn das ist deren Auf­ga­be. Aller­dings hält es die­se unbe­lehr­ba­ren Straf­tä­ter auch nicht ab, wenn die eige­nen Fan­be­treu­er auf sie einreden.

Es sind nicht nur böse Zun­gen, die behaup­ten, Sie hät­ten höchs­tens halb­her­zig ver­sucht zu inter­ve­nie­ren, weil Ihnen die Vor­fäl­le nicht ganz so unge­le­gen gekom­men sei­en. Vor allem, um end­lich mas­siv gegen die Fan­sze­ne vor­ge­hen zu können.

Das ist völ­li­ger Schwach­sinn. Ich weiß auch nicht, wie man dar­auf kom­men kann. Ich ver­su­che, jeden mög­li­chen Scha­den von der Alemannia abzu­wen­den. Oder mei­nen Sie, es macht mir Spaß, immer wie­der vor dem Ver­bands­ge­richt erschei­nen zu müs­sen? Immer wie­der die Dis­kus­sio­nen füh­ren zu müs­sen, wie wir sie gera­de füh­ren? Nein, den Ärger hät­te ich der Alemannia und mir ger­ne erspart.

„Die Ein­hal­tung gewis­ser Spiel­re­geln muss auch für die Fans gelten.“

(Foto: Carl Brunn)
Foto: Carl Brunn

Nun gilt Ihr Ver­hält­nis zur Fan­sze­ne bereits seit Ihrem Amts­an­tritt im Früh­jahr 2015 als pro­ble­ma­tisch. Schon früh kri­ti­sier­te man Ihr Auf­tre­ten gegen­über den Anhän­gern. So sol­len Sie nach dem Aus­wärts­spiel 2015 in Sie­gen den eige­nen Fans attes­tiert haben, die­se hät­ten sich „wie Tie­re“ aufgeführt.

Aus wel­chem Grund soll­te ich bei Amts­an­tritt gegen die Fans ein­ge­stellt gewe­sen sein? Aber ange­sichts des Ver­hal­tens, das dort meh­re­re Per­so­nen an den Tag gelegt haben, wür­de ich das heu­te exakt so noch ein­mal for­mu­lie­ren. Wenn man Stei­ne in Rich­tung von Poli­zei­be­am­ten schmeißt und gegen Zäu­ne springt, fällt mir auch kein ande­rer Ver­gleich ein. Da soll mir auch kei­ner kom­men, da hät­ten eini­ge nur ihre schlech­ten Momen­te gehabt oder das wäre dem Alko­hol geschul­det oder man sei pro­vo­ziert wor­den oder man hät­te nur Aggres­sio­nen aus­ge­lebt. Ich habe kein Ver­ständ­nis dafür, wenn sol­che Din­ge stets her­un­ter­ge­spielt und ver­nied­licht wer­den. Da nen­ne ich sie lie­ber beim Namen. Was aller­dings nicht stimmt, ist der Vor­wurf, ich hät­te alle Aach­ner Fans pau­schal als „Tie­re“ bezeich­net. Das ziel­te allein auf die Per­so­nen ab, die auf den ent­spre­chen­den Video­auf­nah­men zu sehen waren. Dar­über hin­aus habe ich kei­ner­lei Inter­es­se an einem Kon­flikt zwi­schen dem Ver­ein und sei­nem Fans. Ein sol­cher kann nicht im Sin­ne aller Betei­lig­ten sein. Des­halb bin ich immer dia­log­be­reit. Aber die Ein­hal­tung gewis­ser Spiel­re­geln muss auch für die Fans gelten.

Herr Skrzyp­ski, wir bedan­ken uns für das Gespräch.

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Als wir die ersten Buchstaben tippten, um unsere fixe Idee eines Alemannia-Magazins in die Tat umzusetzen, spielte Henri Heeren noch in Schwarz-Gelb. Jupp Ivanovic machte drei Buden am Millerntor und trotzdem träumte niemand von Bundesliga oder Europapokal. Das ist lange her. In der Zwischenzeit waren wir mit dem TSV ganz oben. Wir sind mit ihm ziemlich unten. Aufgehört haben wir unterwegs irgendwie nie. Neue Ausgaben kamen mal in größeren, mal in kleineren Abständen. Und jetzt schreiben wir halt auch noch das Internet voll.

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