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13. Okto­ber 2006: Ganz oben!

„Spit­zen­rei­ter, Spit­zen­rei­ter!“, schall­te es aus dem Gäs­te­block am Main­zer Bruch­weg. 2.500 Aache­ner waren aus dem Häus­chen. Mit Sascha Rös­lers Tor war nicht nur in kür­zes­ter Zeit ein 0:1 in einen Vor­sprung gedreht wor­den. Der für alle inklu­si­ve Mainz-Kee­per Wache über­ra­schen­de Knal­ler von ziem­lich weit links drau­ßen hat­te die Alemannia auf die höchs­te Plat­zie­rung geschos­sen, die man im deut­schen Fuß­ball inne­ha­ben kann: Bun­des­li­ga-Tabel­len­füh­rer – für die Schwarz-Gel­ben das ers­te Mal seit August 1968. Da soll­te noch­mal jemand behaup­ten, dass es Unglück bringt, wenn der 13. eines Monats auf einen Frei­tag fällt.

Die­ser Frei­tag jeden­falls war ein durch und durch glück­lich machen­der Tag, auch wenn man im Sta­di­on selbst nicht immer alles mit­be­kam. Der Gäs­te­be­reich war bis an sei­ne Belas­tungs­gren­ze gefüllt. Vom Anpfiff weg wog­ten die Alemannia-Fans Schul­ter an Schul­ter durch den dadurch nicht mehr ganz so küh­len Herbst­abend. Stän­dig war der Kopf eines Vor­der- oder Neben­man­nes im Blick­feld. Zaun, Net­ze und eine rela­tiv blin­de Ple­xi­glas­schei­be am Ende des Blocks taten ihr Übriges.

Manch einem muss­te erzählt wer­den, dass Tho­mas Steh­le den kurz zuvor kas­sier­ten Gegen­tref­fer aus­ge­gli­chen hat­te. Rös­lers Tor war auch nicht für alle sicht­bar, was aber nie­man­den kratz­te. Längst hat­te sich der Mob in Stim­mung geschwun­gen: „Spit­zen­rei­ter, Spitzenreiter!“

In der zwei­ten Halb­zeit spiel­te die Alemannia auf das Tor im unmit­tel­ba­ren Blick­feld ihrer Anhän­ger. Aus der Fer­ne war nur vage zu erken­nen, dass sich Nico Her­zig und Moses Sicho­ne dem Main­zer Sturm­lauf auf den Aus­gleich mit aller Ent­schlos­sen­heit ent­ge­gen­war­fen. Auf der sicht­ba­ren Sei­te des Fel­des wur­de der­weil jeder Kon­ter fre­ne­tisch beju­belt. Als einer von ihnen das 3:1 durch Ebbers und damit die Vor­ent­schei­dung brach­te, bra­chen alle Dämme.

„… aber et Spiel is schön!“

Alles kugel­te durch­ein­an­der. Was vor­her noch eini­ger­ma­ßen geord­net ablief, war plötz­lich nur noch wun­der­schö­nes Cha­os. In die­sen Momen­ten ließ ein hör­bar Sturz­be­trun­ke­ner inmit­ten des Gewo­ges und Gewa­bers sei­ner Freu­de frei­en Lauf: „Alter! Ich seh nix, aber et Spiel is schön!“ Wur­den die basa­len Freu­den einer Aus­wärts­fahrt je bes­ser auf den Punkt gebracht?!

Die Tabel­len­füh­rung hielt sat­te 19 Stun­den. Als alle Mann­schaf­ten den sieb­ten Spiel­tag der Sai­son 2006/​07 hin­ter sich gebracht hat­ten, stand die Alemannia auf Platz 4. Und am Ende der Sai­son … ach, egal! An die­sem Frei­tag, den 13. Okto­ber, war alles ein­fach gut. Inklu­si­ve der Begrü­ßung am Aache­ner Hauptbahnhof.

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