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„Ohne Zuschau­er­ein­nah­men wür­de es für uns kri­tisch werden.“

Der Alemannia-Führung wurde in jüngster Vergangenheit vorgeworfen, nicht ausreichend zu kommunizieren. Grund für uns, nachzufragen. Zur Lage in Corona-Zeiten, zu den Perspektiven, zu diversen Personalien. Und Aufsichtsratschef Martin Fröhlich hat geantwortet. Ausreichend? Lest selbst.

Wird die Alemannia die aktu­el­le Kri­sen­la­ge überleben?

Ja, wir schaf­fen das. Wenn wir mit­tel­fris­tig wie­der vor Publi­kum spie­len können.

Aber kann man denn die Pla­nun­gen über­haupt auf die Zulas­sung von Zuschau­ern grün­den? Nie­mand ist in der Lage, ver­bind­lich vor­aus­zu­sa­gen, wie sich die Kri­se ent­wi­ckelt. Und am Ende des Tages gibt die Poli­tik den Rah­men vor, in dem man sich bewe­gen darf.

Das stimmt. Allen unse­ren Pla­nun­gen liegt zugrun­de, dass Zuschau­er wie­der ins Sta­di­on kom­men dür­fen. Und zwar zum Start der neu­en Sai­son. Ohne die­se Annah­me ergibt eine Etat­pla­nung für uns wenig Sinn. Müss­ten wir davon aus­ge­hen, dass wir bis Ende des Jah­res kei­ne Zuschau­er­ein­nah­men gene­rie­ren könn­ten, dann wür­de es für uns kri­tisch wer­den. Das gilt jedoch nicht für uns allei­ne. Die meis­ten Ver­ei­ne in der Liga wür­den vor die glei­chen Pro­ble­me gestellt. Ober­hau­sen, Wup­per­tal, Bonn und so wei­ter. Sogar Essen dürf­te es treffen.

Haben Sie für die­ses Worst-Case-Sze­na­rio einen Plan B? Denn wie gesagt: Wie sich die Pan­de­mie­la­ge ent­wi­ckelt ist nicht vor­aus­seh­bar. Man muss ja mit vie­lem rechnen.

Und eben weil die künf­ti­gen Ent­wick­lun­gen in die­sem außer­ge­wöhn­li­chen Fall für kei­nen vor­her­seh­bar sind, ist es auch kaum mög­lich, Plä­ne für bestimm­te Sze­na­ri­en zu ent­wi­ckeln. Bei man­chen The­men kön­nen wir noch nicht ein­mal auf Sicht flie­gen. Es ist ein Stück weit Hof­fen und Ban­gen. So hilf­los sich das auch anhö­ren mag. Aber es ist eine Rea­li­tät, der auch wir ins Auge sehen müssen.

„Ohne einen Siche­rungs­schirm wäre die Regio­nal­li­ga West nicht zu retten.“

Sie sag­ten, dass die Alemannia die Situa­ti­on meis­tern wür­de, wenn man ab Sep­tem­ber wie­der vor Zuschau­ern spie­len könn­te. Gesetzt den Fall, das wäre nicht mög­lich. Was wäre dann?

Das ist die alles ent­schei­den­de Fra­ge. Geis­ter­spie­le sind in Anbe­tracht des Kos­ten­ap­pa­ra­tes ohne dage­gen­ste­hen­de Ein­nah­men nicht mach­bar. An man­chen Stand­or­ten mag das ein akzep­ta­bles Sze­na­rio sein. An den meis­ten jedoch nicht. Die Aus­set­zung der Sai­son wäre eben­falls kei­ne Alter­na­ti­ve. Ich kann mir nicht vor­stel­len, dass die Mehr­zahl der Spon­so­ren zu hal­ten wäre. Soll­ten wir nicht vor Zuschau­ern spie­len kön­nen, sähe ich den DFB und die Poli­tik end­gül­tig in der Pflicht. Ohne einen ent­spre­chen­den Siche­rungs­schirm wäre das Gros der Liga nicht über­le­bens­fä­hig. Die Regio­nal­li­ga West wäre nicht zu retten.

Wobei die Bereit­schaft, einen sol­chen Schirm auf­zu­span­nen, noch nicht sehr aus­ge­prägt ist.

Da haben Sie lei­der Recht. Nach­voll­zieh­bar ist das für mich nicht.

„Vor allem der DFB könn­te mehr tun.“

Aus Ihrer Sicht tun die Poli­tik und die Ver­bän­de nicht genug für den Fuß­ball unter­halb der Topligen?

Bis­her nicht. Dass sich die Unter­stüt­zung nur auf die ers­ten drei Ligen kon­zen­triert, ist nicht ver­ständ­lich. Gera­de die Regio­nal­li­ga ist in die­ser Situa­ti­on beson­ders gefan­gen. Sie besitzt aus­ge­präg­te Pro­fi­struk­tu­ren. Den­ken Sie nur ein­mal an die Auf­la­gen, die man als Viert­li­gist erfül­len muss. Oder die Teil­nah­me der Zweit­ver­tre­tun­gen. Gleich­zei­tig aber haben wir es mit einer signi­fi­kant hohen Abhän­gig­keit von Zuschau­er­ein­nah­men zu tun. Die Lage, in der sich die Regio­nal­li­gis­ten aktu­ell befin­den, ist exis­tenz­be­dro­hend. Und das völ­lig unver­schul­det. Aus mei­ner Sicht müss­ten die Poli­tik und vor allem der DFB hier mehr tun. Und bei­de Par­tei­en könn­ten auch mehr tun.

Eini­ge Ihrer Kol­le­gen in ande­ren Ver­ei­nen haben das sehr früh­zei­tig und sehr deut­lich in der Öffent­lich­keit the­ma­ti­siert. Haben für ihre Belan­ge getrom­melt und die Ver­ant­wort­li­chen in die Pflicht genom­men. Haben Posi­tio­nen auf­ge­baut, For­de­run­gen gestellt. Beson­ders die wich­ti­gen Teil­neh­mer Essen und Ober­hau­sen tun sich da her­vor. Die Alemannia als eine der Liga­grö­ßen hat sich bis­her hin­ge­gen erstaun­lich zurück­ge­hal­ten, wäh­rend Ober­hau­sens Prä­si­dent Hajo Som­mers von den Medi­en zum Klas­sen­spre­cher der Liga aus­ge­ru­fen wurde.

Die­se Dar­stel­lung geht an der Rea­li­tät vor­bei. Wir haben uns nicht von Wün­schen, Träu­men oder Hoff­nun­gen lei­ten las­sen, son­dern an Fak­ten ori­en­tiert. Vor allem aber sind wir der Mei­nung, dass es nicht för­der­lich ist, immer alles hit­zig in die Öffent­lich­keit zu tra­gen. Das kann schon mal kon­tra­pro­duk­tiv sein. Wir ver­su­chen, die The­men beson­nen anzu­ge­hen. Damit bewegt man manch­mal mehr.

„Wir haben mehr im Hin­ter­grund agiert anstatt immer nur das Ram­pen­licht zu suchen.“

Aber als Platz­hirsch hat man doch auch eine Ver­ant­wor­tung, vor­an­zu­ge­hen und Din­ge in Bewe­gung zu versetzen.

Die neh­men wir auch an. Ich kann Ihnen sagen, dass par­al­lel meh­re­re Regio­nal­li­gis­ten ihr Vor­ge­hen koor­di­niert haben. Wir haben uns unter­ein­an­der abge­stimmt, Erwar­tun­gen for­mu­liert und For­de­run­gen gestellt. Nur decken sich man­che Posi­tio­nen, die wir erar­bei­tet haben und mit den Ver­ant­wort­li­chen in Poli­tik und Ver­bän­den dis­ku­tie­ren, nicht mit den Posi­tio­nen des Herrn Som­mers. Selbst­ver­ständ­lich haben wir sowohl mit dem Fuß­ball­ver­band Mit­tel­rhein als auch dem West­deut­schen Fuß­ball­ver­band gespro­chen. Nur haben wir mehr im Hin­ter­grund agiert anstatt immer nur das Ram­pen­licht zu suchen. Und viel­leicht war das in dem einen oder ande­ren Fall auch effek­ti­ver. So wird es im Lau­fe der kom­men­den Tage zum The­ma Regio­nal­li­ga West einen Ter­min bei Ver­tre­tern der Regie­rungs­frak­tio­nen des Land­ta­ges geben.

Sie pla­nen also mit 5.000 Zuschauern.

Wir pla­nen mit 4.600 Zuschau­ern. Das könn­ten wir auch vor dem Hin­ter­grund stren­ger Zulas­sungs­re­ge­lun­gen sehr gut stem­men. Da spielt uns die Infra­struk­tur des moder­nen Sta­di­ons in die Kar­ten. Und gleich­zei­tig pro­fi­tie­ren wir von der her­vor­ra­gen­den Zusam­men­ar­beit mit dem ASB, der ein aus­ge­feil­tes Hygie­ne­kon­zept erar­bei­tet hat. Wir sind sicher, dass wir mög­li­che Auf­la­gen erfül­len könnten.

„Das The­ma Rück­zah­lun­gen ist noch nicht durch.“

Sind in Ihren Pla­nun­gen even­tu­el­le Rück­zah­lungs­for­de­run­gen aus dem Kreis der Spon­so­ren und von Dau­er­kar­ten­be­sit­zern bereits ein­ge­preist oder besteht die­se Gefahr nicht mehr?

Nein, das The­ma ist bei­lei­be noch nicht durch. Da kann noch immer etwas pas­sie­ren und uns belas­ten. Dabei spie­len die Dau­er­kar­ten aber eine eher unter­ge­ord­ne­te Rol­le. Ange­sichts des Feed­backs und der Anzahl der bereits erhal­te­nen Ver­zichts­er­klä­run­gen kön­nen wir davon aus­ge­hen, dass wir hier kaum mit Rück­zah­lungs­for­de­run­gen kon­fron­tiert sein wer­den. An die­ser Stel­le möch­te ich unse­ren treu­en Fans einen rie­sen Dank aus­spre­chen. Bei den Spon­so­ren sind wir lei­der noch nicht so weit. Des­halb appel­lie­ren wir an jeden, kei­ne Rück­for­de­run­gen zu stel­len. So schmerz­haft das im Ein­zel­nen auch sein mag. 

Kön­nen Sie die bezif­fern, über wie viel Geld wir hier im schlimms­ten Fall sprechen?

Ich möch­te kei­ne genau­en Zah­len nen­nen. Aber es han­delt sich um einen durch­aus signi­fi­kan­ten Betrag. Und bei zehn­tau­send Euro wür­de ich nicht von einem signi­fi­kan­ten Betrag sprechen.

„Wir ver­spü­ren auch Rückenwind.“

Wel­che Rück­mel­dun­gen bekom­men Sie von Spon­so­ren? Wird es hier Ein­bu­ßen geben?

Die Pan­de­mie­kri­se und die damit ein­her­ge­hen­den Unge­wiss­hei­ten beherr­schen auch hier sämt­li­che Gesprä­che. Da wer­den Inves­ti­ti­ons­ent­schei­dun­gen zumin­dest ver­scho­ben. Mar­ke­ting­bud­gets wer­den ein­ge­fro­ren oder gar auf Null gefah­ren. Das mer­ken wir deut­lich. Und den­noch spü­ren wir auch Rücken­wind. Lang­jäh­ri­ge Part­ner, wie Kutsch, die Stadt­wer­ke und Ham­mer, aber auch vie­le klei­ne­re und mitt­le­re Spon­so­ren, haben schon verlängert.

Mit wel­chem Spon­so­ring­auf­kom­men kal­ku­lie­ren Sie für die kom­men­de Saison?

Kon­kre­te Zah­len wer­de ich Ihnen auch hier nicht nen­nen. Dazu ist die Situa­ti­on noch zu sehr im Fluss. Aber es sind merk­lich weni­ger als die rund zwei Mil­lio­nen der abge­lau­fe­nen Saison.

Kön­nen Sie denn die Etat­sum­me von einer Mil­li­on Euro bestä­ti­gen, die Tho­mas Hen­gen für den Sport­be­reich zur Ver­fü­gung stehen?

Ich kom­men­tie­re sol­che Sum­men nicht. Ich weiß, dass die­se Zahl in der Öffent­lich­keit kol­por­tiert wird. Und sie wird ja unwi­der­spro­chen kolportiert.

War­um scheu­en Sie sich, die Etat­grö­ße zu bezif­fern? Ande­re Clubs sind da nicht so zurück­hal­tend und spre­chen offen über ihre Budgets.

Auch hier ist noch sehr viel im Fluss. Wir wer­den aber zum gege­be­nen Zeit­punkt über die Ergeb­nis­se berichten.

Mehr denn je wird es für die Alemannia auf die Zuschau­er ankom­men. War­um hört man dann nichts in Sachen Dauerkartenverkauf? 

Ich weiß, dass ande­re Ver­ei­ne da sehr früh­zei­tig los­ge­lau­fen sind und mäch­tig gepol­tert haben. Aber wir woll­ten bewusst erst die Rah­men­be­din­gun­gen erfah­ren. Den Start­ter­min und die Anzahl der Begeg­nun­gen, zum Bei­spiel. Dann hat sich ein Ver­ein auch noch kurz­fris­tig zurück­ge­zo­gen. Hier müs­sen die Früh­star­ter neu kal­ku­lie­ren. Jetzt, da wir die­se Para­me­ter ken­nen, wer­den wir den Ver­kauf zeit­nah starten.

Es dürf­te gar nicht so ein­fach sein, das Ange­bot fan­ge­recht zu gestal­ten. Steh­platz­be­su­cher müss­ten wahr­schein­lich auf die Sitz­platz­tri­bü­nen ausweichen. 

Gehen Sie mal davon aus, dass wir das sehr fle­xi­bel hand­ha­ben wer­den. Soll­ten nur Sitz­plät­ze erlaubt sein, wer­den die Inha­ber von Steh­platz­dau­er­kar­ten kei­ner­lei Nach­tei­le haben.

„Der Pacht­ver­trag wird zu den glei­chen Kon­di­tio­nen verlängert.“

Ein wei­te­rer wich­ti­ger Gesprächs­part­ner ist die Stadt als Eigen­tü­mer des Sta­di­ons. Der Pacht­ver­trag ist abge­lau­fen. Wie gestal­ten sich die Ver­hand­lun­gen um eine Folgevereinbarung?

Die Ver­hand­lun­gen sind gera­de abge­schlos­sen. Der Ver­trag wird zu den glei­chen Kon­di­tio­nen um zwei Jah­re ver­län­gert. Die Papie­re wer­den in den nächs­ten Tagen unterschrieben.

Nun hat sich die Stadt bereit erklärt, die Mie­te zeit­wei­lig zu stun­den. Ein Ver­zicht wür­de Ihnen mehr helfen.

Rich­tig. Und wir sind mit den Ver­ant­wort­li­chen in kon­kre­ten Gesprä­chen, um das für den Zeit­raum der Kri­sen­si­tua­ti­on zu errei­chen. Die­se gestal­ten sich nicht ein­fach. Aber wir müs­sen halt akzep­tie­ren, dass auch die Stadt gewis­sen Zwän­gen unterliegt.

„Mar­tin vom Hofe hat uns auf dem fal­schen Fuß erwischt.“

Jetzt gab es bei der Alemannia in jüngs­ter Ver­gan­gen­heit eini­ge per­so­nel­le Ver­wer­fun­gen. Zunächst war da die Kün­di­gung von Mar­tin vom Hofe. Sie mute­te wie eine Nacht-und-Nebel-Akti­on an. Kön­nen Sie den Nebel lichten?

Auch ich wur­de von Mar­tin vom Hofes Ent­schei­dung, die Alemannia zu ver­las­sen, völ­lig über­rascht. Wir sind auf dem fal­schen Fuß erwischt wor­den. Dafür gab es eigent­lich kei­ne Anzei­chen. Aber sein unbe­fris­te­ter Ver­trag gab ihm die Mög­lich­keit, kurz­fris­tig aus­zu­stei­gen. Die­se Mög­lich­keit hat er genutzt.

Es gab also kei­ne Dissonanzen?

Selbst­ver­ständ­lich gibt es über­all und immer mal wie­der Dis­sen­zen. Aber es gab kei­ne grund­sätz­li­chen Dis­so­nan­zen, die solch einen Schritt begrün­den könn­ten. Man darf zudem einem Mit­ar­bei­ter mit Fami­lie nicht ver­übeln, dass er gege­be­nen­falls ein bes­se­res Ange­bot annimmt. Offen­bar ist man auf sei­ne Arbeit für die Alemannia auf­merk­sam geworden.

Wie wer­den Sie die Geschäfts­füh­rung der Alemannia künf­tig auf­stel­len? Hans-Peter Lip­ka ist offi­zi­ell nur bis Ende des Jah­res auf die­sem Pos­ten. Suchen Sie bereits nach einer Per­son, die die­se Funk­ti­on dau­er­haft beset­zen kann?

Nein, aktiv suchen wir noch nicht. Initia­tiv­be­wer­bun­gen erhal­ten wir eini­ge. Aber auch das ist in der aktu­el­len Situa­ti­on nicht unse­re Top-Priorität.

Bedeu­tet das, dass Herr Lip­ka vom Inte­rims­ge­schäfts­füh­rer zum fes­ten Chef der GmbH wer­den könnte?

Mit Hans-Peter Lip­ka haben wir eine gute Inte­rims­lö­sung gefun­den. Aber es ist nicht der Plan, dar­aus eine Dau­er­an­stel­lung zu machen.

„Ja, Dirk Kall ist zurückgetreten.“

Eine zwei­te Per­so­na­lie pfei­fen die Spat­zen von den Dächern. Dirk Kall hät­te sein Amt des stell­ver­tre­ten­den Auf­sichts­rats­vor­sit­zen­den nie­der­ge­legt, blie­be aber Mit­glied des Gremiums.

Das ist so. Dirk Kall ist vom Pos­ten des stell­ver­tre­ten­den Auf­sichts­rats­vor­sit­zen­den zurückgetreten.

Da inter­es­sie­ren uns natür­lich die Hintergründe.

Tut mir leid. Sol­che inter­nen Vor­gän­ge blei­ben intern.

Dann wer­den wir mal pene­tran­ter. Die glei­chen Spat­zen pfei­fen auch, dass es im Auf­sichts­rat längst nicht mehr so har­mo­nisch zugeht. Von Frak­tio­nen und Frik­tio­nen ist die Rede.

Ich weiß nicht, wer da immer mit wem was bere­det. Ich hal­te es nur für wenig ziel­füh­rend, wenn Halb­wis­sen die Run­de macht. Über­all dort, wo Men­schen inten­siv zusam­men­ar­bei­ten, kommt es zu Mei­nungs­ver­schie­den­hei­ten. Für die Sache kann es doch nur frucht­bar sein, wenn die Din­ge in den Gre­mi­en kon­tro­vers dis­ku­tiert wer­den. Wenn um die bes­te Lösung gerun­gen wird. Dabei kann es auch bei uns schon mal hoch her­ge­hen. Das ist alles gut, solan­ge das intern gere­gelt wird und am Ende alle Betei­lig­ten wie­der am glei­chen Strang ziehen. 

Und doch ist Dirk Kall zurückgetreten.

Rich­tig. Er ist als stell­ver­tre­ten­der Vor­sit­zen­der zurück­ge­tre­ten, arbei­tet jedoch nach wie vor in dem Gre­mi­um enga­giert mit. Das zählt. Sei­ne Fach­kom­pe­tenz ist sehr geschätzt. Alles Wei­te­re bleibt intern.

Peter Her­mann ist ein drit­ter Fall. Der wur­de im ver­gan­ge­nen Jahr mit viel Stolz als Bera­ter vor­ge­stellt. Jetzt ist es um sei­ne Arbeit am Tivo­li ruhig gewor­den. Ist er noch an Bord?

Peter Her­manns vor­ran­gi­ge Auf­ga­be bestand dar­in, uns bei der Suche nach einer neu­en sport­li­chen Lei­tung zu unter­stüt­zen. Das hat er sehr erfolg­reich getan. Damit war sei­ne Tätig­keit für den Auf­sichts­rat been­det. Tho­mas Hen­gen und er pfle­gen immer noch einen regen Aus­tausch, zum Bei­spiel zu Spie­ler­ver­pflich­tun­gen. Im Rah­men des vor­ge­ge­be­nen Bud­gets ist das aber aus­schließlich die Sache des Sportdirektors.

„Auch uns gelingt das Eine oder Ande­re zwangs­läu­fig nicht so gut.“

Wenn das alles so ein­fach zu erklä­ren ist: War­um kom­mu­ni­zie­ren Sie sol­che Din­ge nicht? Auch im Hin­blick auf die Ver­trags­ab­schlüs­se im Pro­fi­ka­der wur­den nie Details, wie zum Bei­spiel die Lauf­zei­ten genannt. Man muss­te den Ein­druck haben, dass man die Öffent­lich­keit lie­ber vor der Tür lässt.

Das mit den Lauf­zei­ten war mir gar nicht bewusst. Es gibt kei­ne Maß­ga­be, das nicht mit­zu­tei­len. Auch die Per­so­na­li­en hät­ten wir kom­mu­ni­zie­ren müs­sen. Aber wir machen Feh­ler. Wir haben das schlicht­weg ver­säumt. Ohne Hin­ter­ge­dan­ken. Wenn wir könn­ten, wür­de ich auf der Stel­le einen Pres­se­chef ein­stel­len, der sol­che Din­ge pro­fes­sio­nell anpackt. Kön­nen wir aber nicht. Wir arbei­ten auf der Geschäfts­stel­le mit einer Rumpf­mann­schaft. Die Mit­ar­bei­te­rin­nen und Mit­ar­bei­ter müs­sen sich um Tau­sen­de Details küm­mern. Zumal die Zei­ten außer­ge­wöhn­li­che sind. Da wird zwangs­läu­fig schon mal etwas ver­nach­läs­sigt. Das darf kei­ne Ent­schul­di­gung sein. Es ist nur eine Erklä­rung für das eine oder ande­re Defi­zit. Wir sind als Gre­mi­en­mit­glie­der ehren­amt­lich mit hohem Zeit­auf­wand tätig. Da gelingt auch uns das Eine oder Ande­re zwangs­läu­fig nicht so gut.

Jetzt haben wir nur über die Situa­ti­on in der Fuß­ball-GmbH gespro­chen. Ist auch der ein­ge­tra­ge­ne Ver­ein durch die Pan­de­mie­si­tua­ti­on gefährdet?

Nein. Was wir mer­ken, ist, dass die Spen­den­be­reit­schaft etwas abge­nom­men hat. Aber eine Gefähr­dung des ein­ge­tra­ge­nen Ver­eins gibt es nicht.

Im kom­men­den Jahr ste­hen Neu­wah­len für alle rele­van­ten Gre­mi­en an. Wer­den Sie und das bestehen­de Team im Prä­si­di­um und Auf­sichts­rat wie­der antre­ten? Immer­hin kön­nen Sie sich auf die Fah­nen schrei­ben, in den Augen vie­ler Betrach­ter geräusch­lo­ser und anschei­nend auch kon­struk­ti­ver gear­bei­tet zu haben als so man­che Vorgänger.

Das mit dem geräusch­lo­sen Arbei­ten sehen die Spat­zen offen­sicht­lich anders, wenn ich mich an Ihre Fra­ge von vor­hin erin­ne­re. Im Ernst: Sie kön­nen mir das jetzt glau­ben oder nicht. Wir haben uns dazu im Team noch kei­ne Gedan­ken gemacht. Das ist für uns ange­sichts der aku­ten Auf­ga­ben und aktu­el­len Bau­stel­len noch viel zu weit weg. Wir wer­den das aller­dings recht­zei­tig bespre­chen. Und kommunizieren.

Gibt es für Sie per­sön­lich denn schon eine Tendenz?

Nein. Nur kann ich Ihnen ver­si­chern, dass die Mit­glied­schaft in einem Alemannia-Gre­mi­um eine sehr for­dern­de Auf­ga­be ist. Unser Team muss­te den Ver­ein zunächst aus einer zwei­ten Insol­venz her­aus über­neh­men. Und jetzt ste­hen wir auf­grund der Covid-19-Kri­se ohne eige­ne Schuld vor bis­her völ­lig unbe­kann­ten und des­halb unvor­her­seh­ba­ren Her­aus­for­de­run­gen. Die Belas­tun­gen sind extrem hoch. Fami­lie und Beruf lei­den sehr dar­un­ter. Man muss bereit sein, das in Kauf neh­men zu wol­len. Dar­über wer­de ich nach­den­ken und mich mit dem gesam­ten Team beraten.

Vie­len Dank für das Gespräch.

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