Max Baur

Baur & Fröh­lich: „Bei der Stadt hält sich die Bereit­schaft, uns ent­ge­gen­zu­kom­men, in Grenzen.“

In zwei Monaten findet die enorm wichtige Jahreshauptversammlung der Alemannia statt. Darum war es an der Zeit, den kommissarischen Vorstand nach den diversen Befindlichkeiten zu befragen.

Fal­len wir doch mal gleich mit der Tür ins Haus: Wer­den Sie am 5. Sep­tem­ber für einen Pos­ten im Vor­stand des TSV Alemannia Aachen kan­di­die­ren, um Ihre Arbeit fort­set­zen zu können?

Mar­tin Fröh­lich: Hät­te man mich vor zwei Mona­ten gefragt, wäre mei­ne Ant­wort ein unmiss­ver­ständ­li­ches ‚Nein‘ gewe­sen. Inzwi­schen kann ich mir ein Ver­blei­ben im Vor­stand sehr gut vor­stel­len. Der Über­le­gungs­pro­zess ist aber noch nicht abge­schlos­sen. Ent­schei­den müs­sen das am Ende ohne­hin die Mitglieder.

Max Baur: Für mich ist ein wei­te­res Enga­ge­ment im Vor­stand kaum denk­bar. Im Lau­fe der ver­gan­ge­nen Wochen habe ich gemerkt, wie zeit­auf­wän­dig ein sol­cher Job ist, wenn man ihn gewis­sen­haft aus­fül­len will. Das wird auf­grund mei­ner pri­va­ten Situa­ti­on und mei­nes Bon­ner Wohn­or­tes schwie­rig bis unmög­lich. Und hal­be Sachen ver­trägt der Ver­ein zur­zeit nicht.

Mar­tin Fröh­lich: Wobei wir aller­dings deut­li­che Signa­le aus unse­rem Unter­stüt­zer­kreis bekom­men haben, dass Max wei­ter­ma­chen soll­te. Ich hal­te ihn nicht zuletzt auf­grund sei­ner Ver­wur­ze­lung in der Mit­glie­der- und Fan­schaft für unersetzlich.

Max Baur: Sicher lässt es einen nicht kalt, wenn man sol­che Signa­le bekommt. Aber es läuft auf ein Aus­schei­den aus dem Vor­stand hinaus.

Max Baur

Wer­den Sie in ande­rer Posi­ti­on wei­ter für den Ver­ein wei­ter­ar­bei­ten, Herr Baur?

Max Baur: Dar­über den­ke ich sehr inten­siv nach. Denn wer in die­ser nach wie vor schwie­ri­gen Situa­ti­on etwas tun kann, muss auch etwas tun. Dar­auf ist der Ver­ein ange­wie­sen. Ande­rer­seits ver­langt aber jedes Amt vol­len Ein­satz und vol­le Ernsthaftigkeit.

Wer­den Sie denn für Vor­stand, Ver­wal­tungs­rat und den Auf­sichts­rat der GmbH über­haupt genü­gend geeig­ne­te Kan­di­da­ten prä­sen­tie­ren kön­nen? Kan­di­da­ten, die den not­wen­di­gen Neu­an­fang repräsentieren.

Mar­tin Fröh­lich: Wich­tig ist es vor allem, am Ende des Tages einen Vor­stand zu haben, durch den sich alle Grup­pie­run­gen und Strö­mun­gen in die­sem Ver­ein reprä­sen­tiert füh­len. Die Fans, die Abtei­lun­gen, die Spon­so­ren. Gleich­zei­tig müs­sen die Per­so­nen auch an einem Strang zie­hen. Wir sind zuver­sicht­lich, den Mit­glie­dern ein ent­spre­chen­des Team vor­stel­len zu kön­nen. Auch, wenn heu­te noch nicht alles spruch­reif ist.

Namen wol­len Sie nicht nennen.

Mar­tin Fröh­lich: Nein. Das kön­nen wir heu­te noch nicht. Wir haben kom­pe­ten­te Per­so­nen gefun­den, die grund­sätz­lich bereit sind, den Ver­ein durch ihr Enga­ge­ment zu unter­stüt­zen. Aber wie gesagt: Noch ist nicht alles spruchreif.

Ist unter den von Ihnen genann­ten ‚kom­pe­ten­ten Per­so­nen‘ auch jemand mit aus­ge­wie­se­ner Sport­kom­pe­tenz? Schließ­lich hat es in den Alemannia-Gre­mi­en dar­an chro­nisch gemangelt.

Max Baur: Im Prä­si­di­um wäre die sport­li­che Kom­pe­tenz sicher nicht zwin­gend not­wen­dig. Im Auf­sichts­rat auf jeden Fall.

Mar­tin Fröh­lich: So oder so. Unter den Per­so­nen, mit denen wir ernst­haft spre­chen, befin­det sich auch jemand mit aus­ge­spro­che­ner Fuß­ball­kom­pe­tenz. Ob die­se Per­son dann für den Auf­sichts­rat oder den Vor­stand kan­di­diert, müs­sen wir sehen. Aber bevor Sie fra­gen: Einen Namen bekom­men Sie von mir heu­te nicht.

Sie haben eben davon gespro­chen, dass Sie ein geeig­ne­tes Team prä­sen­tie­ren wol­len. Läuft es also wie­der dar­auf hin­aus, dass sich eine Mann­schaft zur Wahl stellt und die­se dann en bloc gewählt wer­den muss? 

„Man muss akzep­tie­ren, wenn die Mit­glie­der einen Außen­ste­hen­den in ein Team wählen.“

Mar­tin Fröhlich

Mar­tin Fröh­lich: Bei uns gibt es Ein­zel­wah­len und kei­ne Teamwahlen.

Mit Ver­laub. Die Ver­gan­gen­heit lehrt uns da aber etwas Ande­res. Es war doch stets gän­gi­ge Pra­xis, mit dem Rück­zug des kom­plet­ten Teams zu dro­hen, wenn die Mit­glie­der sich die Frei­heit neh­men wür­den, ein ein­zel­nes Mit­glied nicht zu wählen.

Max Baur: Frü­her habe auch ich so etwas für einen hal­ben Skan­dal gehal­ten. Zum Bei­spiel, als man 2015 mit solch einem Manö­ver bewusst Mike Schlei­den und Dirk Habets ver­hin­dern woll­te. Nach­dem ich nun aber eine Zeit sel­ber in einem Team für die­sen Ver­ein arbei­te, sehe ich das etwas dif­fe­ren­zier­ter. Auch ich wür­de es bestimmt nicht wol­len, dass mir aus die­sem Kol­lek­tiv eine Per­son mit unver­zicht­ba­ren Kom­pe­ten­zen her­aus­ge­wählt wird. Ich kann gut nach­voll­zie­hen, dass man sagt, man kön­ne nur in der Grup­pe als Gan­zes funktionieren.

Mar­tin Fröh­lich: Ich fin­de es zwar eben­falls logisch, dass sich Teams als Ein­heit zur Wahl stel­len. Dar­an ist nichts Ver­werf­li­ches. Doch ich ste­he auf dem Stand­punkt, dass man es akzep­tie­ren muss, wenn die Mit­glie­der einen Außen­ste­hen­den in das Gre­mi­um wäh­len. Auch dann muss es funk­tio­nie­ren können.

Max Baur: Nur zur Beru­hi­gung: Wir stel­len gera­de kein Vor­stands­team zusam­men, das aus fünf bes­ten Freun­den besteht. Wir sind dabei, Leu­te aus unter­schied­li­chen Ecken zusam­men­zu­füh­ren. Die haben alle einen unter­schied­li­chen Back­ground, ihre indi­vi­du­el­len Vor­stel­lun­gen zur Alemannia und ihre spe­zi­fi­schen Kom­pe­ten­zen. Aber sie eint die Sor­ge um ‚ihren‘ Ver­ein und den Wil­len, die­sen wie­der auf die Bei­ne zu bekommen.

Wird sich denn über­haupt ein zwei­tes oder gar drit­tes Team zur Wahl stel­len? Oder ist abzu­se­hen, dass es bei einer von den Gre­mi­en ins Ren­nen geschick­ten Mann­schaft bleibt?

Max Baur: Das Sam­meln von Vor­schlä­gen ist Ange­le­gen­heit des Wahl­aus­schus­ses. Mir ist aber nicht bekannt, dass es ein ande­res Prä­si­di­ums­team gäbe. Ich habe jedoch von Kan­di­da­ten­vor­schlä­gen für den Auf­sichts­rat gehört. Die möch­te ich aller­dings nicht kom­men­tie­ren. Die Mei­nungs­bil­dung soll­te inner­halb der Mit­glied­schaft erfol­gen. Da wäre es nicht fair, wenn man aus einer expo­nier­ten Posi­ti­on her­aus eine Wer­tung vor­neh­men wür­de. Viel­leicht fin­den sich ja Kan­di­da­ten aus unter­schied­li­chen Ecken zur gemein­sa­men Arbeit zusammen.

Und wie sieht es bei Auf­sichts­rat sowie Ver­wal­tungs­rat aus?

Max Baur: Da ist das Gan­ze eh unkom­pli­zier­ter. Im Auf­sichts­rat sit­zen drei Vor­stands­mit­glie­der und zwei frei hin­zu­ge­wähl­te Per­so­nen. Hier­für kann sich jeder bewer­ben. Sicher: Wir haben von uns aus den Einen oder Ande­ren ange­spro­chen, um ihn von einer Kan­di­da­tur für die frei­en Plät­ze zu über­zeu­gen. Aber am Ende des Tages zie­hen Die­je­ni­gen in den Auf­sichts­rat ein, die die meis­ten Stim­men bekom­men. Das gilt für den Ver­wal­tungs­rat glei­cher­ma­ßen. Aber glau­ben Sie mir, poten­ti­el­le Kan­di­da­ten ste­hen nicht gera­de Schlange.

Mar­tin Fröhlich

„Vie­le wol­len ihren Mecker­pos­ten gar nicht verlassen.“

Mar­tin Fröhlich

Auch in die­sem Fall gibt es kei­ne Namen?

Max Baur: Nein, über die bereits öffent­lich bestä­tig­ten Namen hin­aus, geben wir nichts preis. Es ist ja bekannt, dass sich Didi Lüb­bers für den Ver­wal­tungs­rat bewirbt. Die IG hat dar­über hin­aus Horst Fil­brich und Gert Kempf nominiert.

Mar­tin Fröh­lich: Ich habe allen Leu­ten immer wie­der klar gemacht: Meckern ist leicht. Jetzt ist es an der Zeit, Far­be zu beken­nen und Ver­ant­wor­tung zu über­neh­men. Doch ich habe den Ein­druck, dass vie­le ihren Mecker­pos­ten gar nicht ver­las­sen wol­len. Obwohl wir vie­le Hän­de benö­ti­gen, die anpa­cken. Wie vie­le Leu­te haben uns früh­zei­tig erklärt, aktiv mit­ar­bei­ten zu wol­len. Bei­spiels­wei­se im Ver­wal­tungs­rat. Und je näher man an den Tag der Ent­schei­dung rückt, umso stär­ker lässt die Bereit­schaft nach. Da lobe ich mir Didi Lüb­bers. Der ist sicher­lich stets ein kri­ti­scher Kopf in der Fan­sze­ne gewe­sen. Doch jetzt will er Ver­ant­wor­tung über­neh­men und Gestal­tungs­ar­beit leis­ten. Sei­ne Kan­di­da­tur sehen wir sehr positiv.

Immer wie­der wird über eine Rück­kehr des ehe­ma­li­gen Prä­si­den­ten Horst Hein­richs spe­ku­liert. Sähen Sie des­sen Kan­di­da­tur eben­falls sehr positiv?

Mar­tin Fröh­lich: Selbst­ver­ständ­lich haben wir mit Horst Hein­richs gespro­chen. Schließ­lich war er der Prä­si­dent in einer Glanz­zeit des Ver­eins. Doch es war allen Betei­lig­ten schnell klar, dass eine Rück­kehr auf eine Spit­zen­po­si­ti­on gro­ße Schwie­rig­kei­ten mit sich brin­gen wür­de. Für Horst Hein­richs und damit auch für den Ver­ein. Das sah Horst Hein­richs wie wir.

Kön­nen Sie das erläutern?

Mar­tin Fröh­lich: Wir haben mit Horst Hein­richs offen und sehr ver­trau­ens­voll gespro­chen. Aus sol­chen Gesprä­chen zitie­re ich grund­sätz­lich nicht einseitig.

The­men­wech­sel. War die Insol­venz alternativlos?

Mar­tin Fröh­lich: Ja, unter dem Strich war sie alter­na­tiv­los. Der Antrag muss­te in jedem Fall gestellt wer­den. Die Zah­lungs­ver­pflich­tun­gen hät­te man trotz aller Bemü­hun­gen nicht sicher bedie­nen können.

Sie haben sich jetzt gemein­sam mit dem Insol­venz­ver­wal­ter in die Mate­rie ein­ar­bei­ten kön­nen. Was hat die Alemannia in die­se zwei­te Insol­venz getrieben?

Max Baur: Mit einem Gerücht kön­nen wir an die­ser Stel­le ein für alle­mal auf­räu­men. Die Insol­venz wur­de bestimmt nicht her­bei­ge­führt, um den Ein­stieg eines Inves­tors durch die Hin­ter­tür zu ermög­li­chen. Das ist Blöd­sinn. Im Grun­de genom­men ist es sim­pel: Wir konn­ten die­se Rech­nung nicht mehr beglei­chen, wir konn­ten jene Rech­nung nicht mehr beglei­chen. Wir konn­ten die Gehäl­ter nicht mehr zah­len. Wir waren finan­zi­ell kurz vorm Ende.

Kön­nen Sie uns kon­kret sagen, wie man in die­se Situa­ti­on gera­ten konn­te. Sie, Herr Fröh­lich, haben als dama­li­ger Ver­wal­tungs­rats­vor­sit­zen­der ja an jeder Auf­sichts­rats­sit­zung teil­ge­nom­men und waren somit immer nahe dran.

Mar­tin Fröh­lich: Wenn man sei­nen Ver­bind­lich­kei­ten nicht mehr nach­kom­men kann, ste­hen Ein­nah­men und Aus­ga­ben in der Regel in einem Miss­ver­hält­nis. Zum Bei­spiel, weil sich die Ein­nah­me­pla­nun­gen nicht rea­li­sie­ren las­sen. Bei uns wur­de die Spon­so­ren­ak­qui­se mas­siv durch das viel zitier­te BFH-Urteil zum Sanie­rungs­er­lass erschwert bezie­hungs­wei­se unmög­lich gemacht. Und dann ist auch noch unser Haupt­spon­sor sei­nen Zah­lungs­ver­pflich­tun­gen nicht nach­ge­kom­men. Die Mit­glie­der des „Team 2018“ waren ehren­amt­lich unter nicht ein­fa­chen Rah­men­be­din­gun­gen tätig. Doch mehr möch­te ich zur Ver­gan­gen­heit eigent­lich nicht sagen. Ändern kön­nen wir nichts mehr. Jetzt müs­sen wir uns aber um die Zukunft küm­mern. Und da haben wir ver­dammt viel zu tun.

„Das Inves­to­ren­an­ge­bot war im Sin­ne des Ver­eins ein­fach nicht gut genug.“

Max Baur

Wäre es tat­säch­lich anders gekom­men, wenn die Fans sich nicht bei­na­he feind­se­lig gegen eine Inves­to­ren­lö­sung gestellt hät­ten? Das behaup­te­ten die Ver­ant­wort­li­chen der Alemannia jeden­falls ganz offiziell.

Max Baur: Die Pres­se­mit­tei­lung, auf die Sie anspie­len, war höchst unglück­lich. Man muss nicht drum­her­um reden. Es gab ein ein­zi­ges kon­kre­tes Inves­to­ren­an­ge­bot. Und das war im Sin­ne des Ver­eins ein­fach nicht gut genug. Es hat ja nicht mal den Ver­such des dama­li­gen Vor­stan­des gege­ben, im Ver­wal­tungs­rat eine Abstim­mung über das Ange­bot anzu­sto­ßen. Weil die Mit­glie­der des Vor­stan­des wuss­ten, dass die Bedin­gun­gen unan­nehm­bar waren.

Mar­tin Fröh­lich: Ich kann das bestä­ti­gen. Der Ver­wal­tungs­rat hat deut­lich signa­li­siert, dass er die­ses Ange­bot nicht mit­tra­gen wür­de. Im Übri­gen hat­ten selbst ein­zel­ne Vor­stands- und Auf­sichts­rats­mit­glie­der gro­ße Beden­ken. Die Fans an den Pran­ger zu stel­len, war des­halb nicht glück­lich. Man hat sich da Micha­el Köl­mels Ansicht zu Eigen gemacht. Der hat­te die ableh­nen­de öffent­li­che Mei­nung hef­tig beklagt.

Max Baur: Inner­halb des Auf­sichts­ra­tes und des Vor­stan­des gab es durch­aus unter­schied­li­che Mei­nun­gen und Vor­stel­lun­gen hin­sicht­lich einer Inves­to­ren­lö­sung. Das war kein mono­li­thi­scher Meinungsblock.

War­um haben Sie dann die­se Schuld­zu­wei­sung in Rich­tung Fans zuge­las­sen, Herr Fröhlich?

Mar­tin Fröh­lich: Ich kann­te die Pres­se­mit­tei­lung des Auf­sichts­rats. Das habe ich nie geleug­net. Aber ich fand den omi­nö­sen Satz unpassend.

Den­noch fand sich die ein­sei­ti­ge Beschimp­fung der Fans in der offi­zi­el­len Stel­lung­nah­me der Alemannia wie­der. Wer war letzt­end­lich dafür verantwortlich?

Mar­tin Fröh­lich: Da fra­gen Sie bes­ser den dama­li­gen Auf­sichts­rat. Schließ­lich han­delt es sich um eine Erklä­rung der Alemannia Aachen GmbH.

Chris­toph Nier­ing hat als Insol­venz­ver­wal­ter den ehe­ma­li­gen Auf­sichts­rat immer wie­der gelobt und von des­sen Arbeit in höchs­ten Tönen geschwärmt. Drei der Her­ren bil­de­ten ja auch den dama­li­gen Alemannia-Vor­stand. Gab es Bestre­bun­gen, den Vor­stand an Bord zu behal­ten, um die Zusam­men­ar­beit mit dem Insol­venz­ver­wal­ter zu vereinfachen?

Max Baur: Es war in der Tat im Gespräch, den Vor­stand bis zur kom­men­den regu­lä­ren Jahres­haupt­versammlung im Amt zu belas­sen. Nicht zuletzt, um die Über­ga­be der Geschäf­te auf den Insol­venz­ver­wal­ter so geschmei­dig wie mög­lich zu gestal­ten. Dazu war der Alt­vor­stand zumin­dest in Tei­len nicht bereit. Die Devi­se lau­te­te: ‚Ent­we­der wir zie­hen das bis 2018 durch oder gar nicht.‘ Vor die­sem Hin­ter­grund kipp­te die Stim­mung in der Gesprächs­run­de. Dann ist der Vor­stand geschlos­sen zurückgetreten.

„Es hat kei­ner begeis­tert ‚hier‘ gerufen.“

Mar­tin Fröhlich

Hat­ten Sie, Herr Fröh­lich, mit dem Gedan­ken gespielt, sich eben­falls zurück­zu­zie­hen? Schließ­lich waren Sie ja in sämt­li­che Vor­gän­ge eingeweiht.

Mar­tin Fröh­lich: Ich weiß, dass mir Tei­le des ehe­ma­li­gen Vor­stan­des vor­wer­fen, nicht eben­falls per­sön­li­che Kon­se­quen­zen gezo­gen zu haben. Umfas­send infor­miert zu sein, gehört nun ein­mal zu den Auf­ga­ben des Ver­wal­tungs­rats­vor­sit­zen­den. Nicht zu des­sen Auf­ga­ben gehört es jedoch, Ent­schei­dun­gen für die GmbH zu tref­fen. Zudem habe ich mich nun wirk­lich nicht um den Vor­sitz im kom­mis­sa­ri­schen Vor­stand geris­sen. Mei­ner Erin­ne­rung nach hat da kei­ner begeis­tert ‚hier‘ geru­fen. Als Vor­sit­zen­der des Ver­wal­tungs­ra­tes sah ich mich jedoch in der Pflicht.

Max Baur: Als das The­ma ‚kom­mis­sa­ri­scher Vor­stand‘ bei einem Mee­ting mit dem Insol­venz­ver­wal­ter erör­tert wur­de, haben alle am Tisch gefor­dert, dass Mar­tin Fröh­lich das Amt über­neh­men sol­le. Alle waren die­ser Mei­nung, inklu­si­ve Tim Ham­mer, Horst Rei­mig und Oli­ver Laven. Das soll­te man fai­rer­wei­se auch mal sagen.

„Wir sind dabei, unser Auf­tre­ten end­lich der Regio­nal­li­ga anzugleichen.“

Mar­tin Fröhlich

Aus dem Kreis der ehe­mals Ver­ant­wort­li­chen haben wir Kri­tik an der Arbeit des Insol­venz­ver­wal­ters und des aktu­el­len Vor­stan­des ver­nom­men. Das ein­zi­ge Kon­zept, dass man jetzt hät­te wäre Fuat Kilic.

Mar­tin Fröh­lich: Rich­tig ist, dass Fuat Kilic ein ele­men­tar wich­ti­ger Bau­stein unse­rer Stra­te­gie ist. Denn die sport­li­che Per­for­mance ist bei einem Fuß­ball­club nun ein­mal ent­schei­dend für den wirt­schaft­li­chen Erfolg. Und des­halb haben wir alles dafür getan, ihn in Aachen zu hal­ten. Aber wir müs­sen eben auch die Struk­tu­ren den beschei­de­nen Ver­hält­nis­sen anpas­sen. Wir sind dabei, unser Auf­tre­ten den Bedin­gun­gen der Regio­nal­li­ga end­lich anzu­glei­chen. Etwas, dass man in der Ver­gan­gen­heit viel­leicht nicht so kon­se­quent ver­folgt hat. Spon­so­ren­ge­win­nung, Ehren­amt­ler­kon­zept, Kos­ten­sen­kung. All das sind neben dem Sport wei­te­re Eck­pfei­ler unse­rer Planungen.

Einer der größ­ten Kos­ten­fak­to­ren ist das Stadi­on. Doch gera­de hier kön­nen Sie nicht ansetzen.

Max Baur: Das ist rich­tig. Zur­zeit haben wir offen­bar kei­ne Chan­ce, hier etwas zu bewe­gen. Die Stadt hat die Kar­ten in der Hand. Und da hält sich die Bereit­schaft, uns wei­ter ent­ge­gen­zu­kom­men, bekann­ter­ma­ßen in sehr engen Gren­zen. Hät­ten wir eine Alter­na­ti­ve, wür­den wir die­se sofort nut­zen. Auf­grund sei­ner Dimen­sio­nen ist das Sta­di­on für uns eigent­lich nicht brauchbar.

Im Gegen­satz zum Land NRW hat die Stadt die Steu­er­schuld der Alemannia nicht gestun­det. Erhöht das den Druck auf den Ver­ein, vor allem im Hin­blick auf die Gläu­bi­ger­ver­samm­lung? Immer­hin ist die Stadt nun einer der größ­ten Gläubiger.

Mar­tin Fröh­lich: Für unse­re Arbeit spielt das zur Zeit kei­ne ent­schei­den­de Rol­le. Im Moment gehen wir davon aus, dass uns an die­ser Front kei­ne Gefahr droht. Ich kann mir nicht vor­stel­len, dass sich die Stadt dem Sanie­rungs­plan des Insol­venz­ver­wal­ters ver­wei­gern wird.

Stand im Zuge des aktu­el­len Insol­venz­ver­fah­rens jemals die Auf­lö­sung der GmbH und die Bün­de­lung sämt­li­cher Akti­vi­tä­ten unter dem Dach des ein­ge­tra­ge­nen Ver­eins zur Debatte?

Mar­tin Fröh­lich: Nein. Ich hiel­te das aber auch für eine fata­le Ent­schei­dung. Hät­ten wir nicht 2006 die Aus­glie­de­rung voll­zo­gen, wäre der gesam­te Ver­ein wahr­schein­lich nicht mehr exis­tent. Wir wer­den den gesun­den e.V. solch einer Gefahr nicht aus­set­zen. Wir kön­nen nicht ris­kie­ren, dass der Ama­teur- und Brei­ten­sport nach­hal­ti­gen Scha­den erleidet.

Max Baur: Chris­toph Nier­ing hat ein­mal gesagt, dass die meis­ten Unter­neh­men nach der zwei­ten Insol­venz noch ein drit­tes Mal in die Zah­lungs­un­fä­hig­keit rut­schen. Wir gehen davon aus, dass uns das nicht pas­sie­ren wird. Denn wir sind auf einem guten Weg. Auch, weil die Ver­ant­wort­li­chen eben­so wie die Mit­glie­der und Fans begrei­fen, dass wir ein Viert­li­gist sind. Ande­rer­seits sind ver­läss­li­che Pla­nun­gen in die­ser Regio­nal­li­ga nur sehr schwer möglich.

„Es gibt kei­ne seriö­sen Interessenten.“

Mar­tin Fröhlich

Ist vor die­sem Hin­ter­grund das The­ma Inves­tor noch aktuell?

Mar­tin Fröh­lich: Im Moment ist das The­ma nicht akut. Auch, weil es kei­ne seriö­sen Inter­es­sen­ten gibt. Wir haben mit eini­gen Leu­ten gespro­chen. Da ist nichts Belast­ba­res übrig geblie­ben. Man­che Anfra­ge konn­te man eher als skur­ril bezeich­nen. Aber wir sind jeder­zeit gesprächs­be­reit und hören uns alles an, was an uns her­an­ge­tra­gen wird.

Anläss­lich der Vor­stel­lung des Insol­venz­ver­wal­ters hat­te der dama­li­ge Schatz­meis­ter des TSV, Horst Rei­mig, doch noch von einer gan­zen Rei­he poten­ti­el­ler Inves­to­ren gespro­chen und bei­na­he so getan, als ob die Inter­es­sen­ten Schlan­ge ste­hen würden.

Mar­tin Fröh­lich: Noch­mals: Stand heu­te gibt es kei­ne Interessenten.

Gibt es noch Kon­takt zu Micha­el Kölmel?

Max Baur: Nein, zur­zeit nicht.

Wie sehen Sie die Chan­cen, dass die Alemannia aus ihrer zwei­ten Insol­venz eini­ger­ma­ßen gut her­aus kommt?

Mar­tin Fröh­lich: Es ist noch zu früh, um das ver­läss­lich beur­tei­len zu kön­nen. Aber ich bin da opti­mis­tisch. Wir haben heu­te schon mehr Geld zusam­men als wir zu hof­fen gewagt hat­ten. Dann haben wir mit Chris­toph Nier­ing und des­sen Team erfah­re­ne und kom­pe­ten­te Spe­zia­lis­ten an unse­rer Sei­te. Dank Fuat Kilic und sei­nen Mit­strei­tern sind wir im Sport­li­chen her­vor­ra­gend auf­ge­stellt. Und last but noch least wer­den wir von zahl­rei­chen Leu­ten unter­stützt, die ehren­amt­lich für die Alemannia in die Bre­sche sprin­gen. All das macht Mut. Aber es gibt natür­lich auch Nacken­schlä­ge. Fra­gen Sie zum Bei­spiel mal Tho­mas Gro­nen und Andre­as Neuss, was die sich anhö­ren müs­sen, wenn sie in der Aache­ner Wirt­schaft auf Spon­so­ren­ak­qui­se gehen. Da kommt es nicht sel­ten zu regel­rech­ten Beschimpfungen.

Max Baur: Ich tei­le den Opti­mis­mus. Wir arbei­ten auf allen Ebe­nen dar­an, end­lich ein­mal eine mög­lichst aus­ge­gli­che­ne Bilanz vor­le­gen zu kön­nen. Damit die Men­schen ver­ste­hen, dass sie ihr Geld nicht in schwar­zes Loch ste­cken. Sol­che Signa­le der Serio­si­tät braucht es.

Nach­dem man sich in Sachen Geld­be­schaf­fung früh auf einem guten Weg wäh­nen durf­te, scheint die Spon­so­ren­ak­qui­se nun etwas ins Sto­cken gera­ten zu sein. Es feh­len noch meh­re­re Hun­dert­tau­send Euro am gesteck­ten Ziel. Auch ein Tri­kot­spon­sor konn­te noch nicht prä­sen­tiert wer­den. Was lässt Sie hof­fen, hier zeit­ge­recht Voll­zug mel­den zu können?

Mar­tin Fröh­lich: Kon­kre­te Zah­len möch­te ich nicht kom­men­tie­ren. Aber es ist in der Tat noch etwas zu tun. Eine Rei­he sehr enga­gier­ter Leu­te, Ehren­amt­ler wie Ange­stell­te der Alemannia, sind hier mit hohem Auf­wand im Ein­satz. Wir hof­fen auf einen neu­en Schub, wenn der Ball erst ein­mal rollt.

„Einen Abstieg darf es nicht geben.“

Max Baur

Aber der wich­tigs­te Para­me­ter für ein gutes finan­zi­el­les Ergeb­nis bleibt am Ende der Sport.

Max Baur: Stimmt. Uns muss es gelin­gen, die Fans von der Alemannia zu über­zeu­gen. Das funk­tio­niert über die Art, wie sich die Mann­schaft auf dem Platz prä­sen­tiert. Und wenn wir dann am Ende um Platz acht oder neun mit­spie­len, haben wir aus mei­ner Sicht etwas Gutes her­aus­ge­holt. Aber eines ist allen Betei­lig­ten glas­klar: Einen Abstieg darf es nicht geben. Das käme dem end­gül­ti­gen Aus für die Alemannia gleich. Aber die­ses Sze­na­rio ist aus mei­ner Sicht nur ein theoretisches.

Herr Fröh­lich, Herr Baur, wir dan­ken Ihnen für das Gespräch.

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