Foto: Zeitungsverlag Aachen

Am Wasch­tag

In den 1900 Meisterwerken wird die Schönheit der Fußballmomente endlich auf den Punkt gebracht.
Diesmal: Kopffüßler und der Alte mit Mütze.

Ein ver­git­ter­ter Raum in küh­lem Schwarz­weiß. Die Karg­heit wird durch regel­mä­ßi­ge eiser­ne Struk­tu­ren im Hin­ter­grund auf­ge­grif­fen und unter­stri­chen, eine Anmu­tung grau­er End­zeit legt sich somit auf die kam­mer­spiel­ar­ti­ge Sze­ne. 

Über die gesam­te Bild­brei­te ver­läuft eine Rei­he von gesichts­lo­sen Kopf­füß­lern, sche­ren­schnitt­ar­tig an einer Schnur gespannt. Der Künst­ler spielt in der Aus­ge­stal­tung erkenn­bar mit archai­schen Beklei­dungs- und Rei­ni­gungs­mo­ti­ven glei­cher­ma­ßen und scheint auf Unbe­lebt­heit zu ver­wei­sen, indem er die ein­zel­nen Figu­ren iro­nisch schlaff her­un­ter hän­gen lässt, wie aus­ge­wrun­gen. Die dunk­len Krea­tu­ren heben sich schroff vom flä­chi­gen, fast schmerz­lich lee­ren Schnee­weiß der Umge­bung ab und las­sen gewis­ser­ma­ßen als vier­te Wand ein Innen und ein Außen für den Betrach­ter ent­ste­hen. Im durch die auf­ge­reih­te Krea­tür­lich­keit ver­deck­ten geheim­nis­voll unle­ser­li­chen Text­band in der Mit­te des Bil­des unter­legt Rat­lo­sig­keit die Szenerie.

Foto: Zei­tungs­ver­lag Aachen

Im Käfig, etwas nach links ver­setzt, steht eine leicht gebück­te Gestalt. Ein Alter mit Müt­ze, kom­plett in Schwarz geklei­det, nur sei­ne Hän­de und das furchige Gesicht heben sich in Grau­tö­nen ab. Er blickt geschäf­tig-kon­zen­triert auf sei­ne wie zum Tanz erho­be­nen Hän­de und scheint lei­se zu lächeln. Sein schwar­zer Tor­so geht naht­los in das Schwarz der Kopf­füß­ler über, ein Kipp­bild ent­steht, in dem er mal Teil, mal Erschaf­fer der Krea­tu­ren­rei­he ist. Ein Vorn­über­kip­pen und Ver­schwin­den in der Gesichts­lo­sig­keit erscheint dabei die­ser Inver­si­ons­fi­gur genau so mög­lich, wie das Ver­län­gern, das Wie­der­be­le­ben der Ket­te. 

Wir wer­den hier Augen­zeu­ge eines gespann­ten Momen­tes der Rein­wa­schung zwi­schen den Anti­po­den Erschlaf­fung und Erwe­ckung. Das Vexier­spiel um die Fra­ge, ob das Abge­häng­te von dem Frisch­ge­wa­sche­nen zu tren­nen oder aber mit die­sem zu ver­bin­den sei, zieht uns in sei­nen Bann und spitzt sich mit gro­ßer Schär­fe auf einen Blick in die Zukunft zu, indem wir unver­mit­telt wis­sen wol­len, wie es hier wohl wei­ter geht.

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