„Es geht nicht zuletzt um Kontinuität.“

Thomas Gronen möchte unbedingt Präsident werden, sagt er. Und nennt seine Mannschaft „Team Einheit“. Er möchte sich mehr um die Abteilungen kümmern, die Satzungsänderung als basisdemokratischen Prozess gestalten, den Markenkern der Alemannia schärfen lassen und hält die Unterstützung durch Wolfgang „Tim“ Hammer für einen Segen.

11 Min. Lesezeit

Nach­dem Sie vier Jah­re im Prä­si­di­um des Ver­eins und im Auf­sichts­rat der GmbH tätig waren, grei­fen Sie nun nach dem Amt des Prä­si­den­ten. Was treibt Sie an?

Ganz ein­fach. Ich möch­te die erfolg­rei­che Arbeit unse­res Teams unbe­dingt fort­füh­ren und so hel­fen, die Alemannia lang­fris­tig in ruhi­ges Fahr­was­ser zu len­ken. 2017 hat­ten wir einen Scher­ben­hau­fen über­nom­men. Hier stand kein Stein mehr auf dem ande­ren. Wir stan­den in der zwei­ten Insol­venz bin­nen weni­ger Jah­re. Das Boot war kom­plett füh­rungs­los. Der Geschäfts­führer war weg. Unser Ver­mark­tungs­part­ner Infront war weg. Es gab noch nicht ein­mal mehr Büro­mö­bel. Es war eine Him­mel­fahrts­mis­si­on. Dank unglaub­lich har­ter Arbeit ist es uns dann aber gelun­gen, wie­der etwas auf­zu­bau­en. Wir haben vie­le Türen wie­der öff­nen kön­nen, die zuvor ver­schlos­sen waren. Das posi­ti­ve Feed­back, das wir von Spon­so­ren, aber auch aus der Poli­tik erhal­ten, moti­viert mich weiterzumachen.

Wenn man Sie so erlebt, muss man den Ein­druck bekom­men, dass Sie das Amt des Alemannia-Prä­si­den­ten mit aller Macht wol­len. Sie füh­ren einen ech­ten Wahl­kampf. Sie haben bei­spiels­wei­se eine vir­tu­el­le Ver­an­stal­tung bei der Lokal­pres­se durch­ge­führt. Sie haben Fans per­sön­lich per Mail zu einem Info­abend ein­ge­la­den. Wahl­wei­se vir­tu­ell oder als Prä­senz­ver­an­stal­tung. Die­se Her­an­ge­hens­wei­se ist für Alemannia-Ver­hält­nis­se unge­wöhn­lich offen­siv. Oder täuscht der Eindruck?

Es stimmt. Ich möch­te unbe­dingt Prä­si­dent wer­den. Aber davon abge­se­hen bin ich der Mei­nung, dass die Mit­glie­der die Gele­gen­heit bekom­men müs­sen, die Teams ken­nen­zu­ler­nen, die sich zur Wahl stel­len. Und ich den­ke, dass mein Team ein gutes Ange­bot ist. Weil es hoch­pro­fes­sio­nell ist und auf­grund vie­ler Quer­ver­stre­bun­gen zusam­men­hält. Mit Leu­ten, die in Aachen bes­tens ver­netzt sind.

„Die Stär­kung des finan­zi­el­len Fun­da­ments steht ganz oben auf mei­ner Agenda.“

Wor­in sehen Sie die größ­te Her­aus­for­de­rung für den künf­ti­gen Prä­si­den­ten von Alemannia Aachen?

Wir haben bereits dafür gesorgt, dass sowohl der ein­ge­tra­ge­ne Ver­ein als auch die Spiel­be­triebs­ge­sell­schaft auf einem soli­den finan­zi­el­len Fun­da­ment ste­hen. Die Stär­kung die­ses Fun­da­ments steht ganz oben auf mei­ner Agen­da. Punkt zwei ist der Auf­bau pro­fes­sio­nel­ler Struk­tu­ren in e.V. und GmbH. Die drit­te wich­ti­ge Auf­ga­be, der ich mich wid­men will, ist die Stär­kung des Ver­trau­ens in die Alemannia. Da ist in der Ver­gan­gen­heit zu viel zer­stört wor­den. Dazu gehört unbe­dingt auch, dass wir inner­halb des Ver­eins wie­der eine Ein­heit bil­den. Des­halb habe ich mein Team bewusst „Team Ein­heit“ getauft.

Foto: Carl Brunn

Die For­de­rung nach Ein­heit klingt ein wenig so wie die For­de­rung nach Welt­frie­den. Ein Ziel, das jeder­mann beden­ken­los unter­schrei­ben kann, das kei­nem weh­tut, das aber eben­so immer ein wenig schwam­mig ist.

Wir haben da schon einen ganz kon­kre­ten Nach­hol­be­darf. Denn wir haben die Abtei­lun­gen in der jün­ge­ren Ver­gan­gen­heit ziem­lich ver­nach­läs­sigt und allein­ge­las­sen. Da wur­de zum Bei­spiel nicht ein ein­zi­ges Mal nach­ge­fragt, wie man hel­fen kön­ne, durch die Pan­de­mie zu kom­men. Das führ­te dazu, dass die Abtei­lun­gen zwangs­läu­fig ein Eigen­le­ben ent­wi­ckelt haben. Sodass wir zur­zeit kein homo­ge­ner, son­dern eher ein hete­ro­ge­ner Ver­ein sind. Hier wird ein Prä­si­di­um unter mei­ner Füh­rung entgegensteuern.

Nun haben Prä­si­dent­schafts­kan­di­da­ten pflicht­ge­mäß schon immer das Wohl und Wehe aller Abtei­lun­gen als ihr drin­gends­tes Anlie­gen beschrie­ben. Nur, um nach der Wahl ihre Ener­gie nahe­zu aus­schließlich in den Fuß­ball zu stecken.

Das las­se ich für mich nicht gel­ten. Ich tre­te an, um hier ganz kon­kret etwas zu ver­än­dern. Ich hat­te ja bereits erwähnt, dass ich die Struk­tu­ren inner­halb des ein­ge­tra­ge­nen Ver­eins deut­lich effi­zi­en­ter gestal­ten wer­de. Mit Chris­toph Thei­sen haben wir seit Kur­zem einen Ver­wal­tungs­lei­ter, der Ansprech­part­ner für die Abtei­lun­gen sein soll. Um eine bes­se­re Ver­net­zung unter­ein­an­der und mit dem Gesamt­ver­ein zu gewähr­leis­ten. Und die Abtei­lun­gen in ihrer täg­li­chen Arbeit zu unter­stüt­zen. Aber Chris­toph Thei­sen macht das ehren­amt­lich. Doch auf lan­ge Sicht ist eine effek­ti­ve Unter­stüt­zung und Koor­di­na­ti­on der Abtei­lun­gen nicht zu schaf­fen. Des­halb will ich eine haupt­amt­li­che Stel­le für die Erle­di­gung der ope­ra­ti­ven Ver­eins­ge­schäf­te ein­rich­ten. Das ist finan­zi­ell heu­te noch nicht dar­stell­bar. Aber das muss das Ziel sein.

Sie haben die Finan­zen ange­spro­chen. Ist es über­haupt mög­lich, Unter­stüt­zer für die Abtei­lun­gen zu gewin­nen, ohne dass beim Pro­fi­fuß­ball etwas weg­bricht? Lässt sich an einem Stand­ort wie Aachen bei­des nach­hal­tig finanzieren?

Ich bin mir ganz sicher, dass das funk­tio­niert. Nicht zuletzt, weil in den Abtei­lun­gen her­aus­ra­gen­de Arbeit geleis­tet wird. Neh­men Sie als Bei­spiel die Leicht­ath­le­tik. Die hat 400 Mit­glie­der. Da wird wirk­lich Gro­ßes auf die Bei­ne gestellt. Den­ken Sie nur an das Dom­sprin­gen. Wenn es uns bes­ser als bis­her gelingt, die gute Arbeit der Abtei­lun­gen und deren Wert bes­ser zu kom­mu­ni­zie­ren, einer brei­te­ren Öffent­lich­keit näher­zu­brin­gen, dann wer­den wir auch die ent­spre­chen­de Unter­stüt­zung erhal­ten. Ich hat­te es ja bereits in mein Kon­zept geschrie­ben, dass ich die Alemannia wie­der zu einem rele­van­ten Fak­tor in der Regi­on machen will.

„Wir müs­sen zunächst ein­mal die Mar­ke Alemannia schärfen.“

Was bedeu­tet das genau?

Wir müs­sen zunächst ein­mal die Mar­ke Alemannia schär­fen. Auch da haben wir bereits Wei­chen gestellt. Wir haben Vor­ge­sprä­che mit einer Agen­tur in Köln geführt, die sich mit der­ar­ti­gen Din­gen aus­ein­an­der­setzt. Als Prä­si­dent möch­te ich die­sen Pro­zess wei­ter vorantreiben.

Eine Köl­ner Agen­tur soll die Mar­ke Alemannia schär­fen? Was genau erwar­ten Sie sich davon?

Wir wol­len defi­nie­ren, für was Alemannia Aachen steht. Wel­che Phi­lo­so­phie wir ver­tre­ten. Dar­auf auf­bau­end soll eine Stra­te­gie ent­wi­ckelt wer­den, wie wir die Mar­ke Alemannia nach drau­ßen kom­mu­ni­zie­ren. Wie wir alle sie ver­tre­ten. Die Gre­mi­en, die Mit­ar­bei­ter, die Mit­glie­der, die Fans. Das ver­langt allen viel Dis­zi­plin ab, hat aber bei gro­ßen ande­ren Ver­ei­nen schon pri­ma funktioniert.

Ist der Ver­lust der Ein­heit nicht auch der Tat­sa­che geschul­det, dass der Prä­si­dent schon immer lie­ber Fuß­ball­chef denn Ver­eins­prä­si­dent war und sich der Belan­ge des e.V. weni­ger ange­nom­men hat?

Ich will das nicht abstrei­ten. Aber dem aktu­el­len Team muss man zugu­te­hal­ten, dass der Fuß­ball eine Men­ge Res­sour­cen gebun­den hat. Unse­re Spiel­be­triebs­ge­sell­schaft steck­te in der zwei­ten Insol­venz. Dann ist es nicht ange­nehm, wenn Ihnen der Geschäfts­führer Knall auf Fall abhan­den­kommt. Eine wie auch immer gear­te­te Spie­l­er­re­vol­te ist auch nicht das, was man auf der Agen­da haben möch­te. Dann lockt ein Dritt­li­gist Ihnen plötz­lich den Sport­di­rek­tor weg. Die Posi­ti­on muss eben­so neu besetzt wer­den wie die des Trai­ners. Da lagen eine Men­ge Pro­ble­me auf dem Tisch, die unse­re Zeit absor­biert haben. Aber die haben wir mit viel Erfolg gelöst, unter ande­rem dank der Ein­stel­lung von Hans-Peter Lip­ka als Interimsgeschäftsführer.

Mit sol­chen The­men hat man im Pro­fi­fuß­ball aller­dings immer wie­der zu tun. Zeit wird immer absor­biert werden.

Das muss nicht sein. Das ist alles eine Fra­ge der Struk­tu­ren. Die müs­sen so kon­zi­piert sein, dass die Prä­si­di­ums­mit­glie­der im Auf­sichts­rat und vor allem der Prä­si­dent so ent­las­tet wer­den, dass sie sich wie­der mehr um den e.V. küm­mern können.

„Cars­ten Laschet soll Auf­sichts­rats­vor­sit­zen­der werden.“

Wür­den Sie sich im Fal­le Ihrer Wahl dann also aus dem Fuß­ball­be­reich heraushalten?

Als Prä­si­dent wer­de ich zwar selbst­ver­ständ­lich mei­nen Sitz im Auf­sichts­rat der Fuß­ball-GmbH ein­neh­men. Aber ich wer­de dort nicht den Vor­sitz über­neh­men. Das soll Cars­ten Laschet machen. Ich wer­de als Prä­si­dent den Rücken frei haben, um mich inten­siv um den e.V. küm­mern zu können.

Was macht Sie der­art zuver­sicht­lich, dass das gelin­gen wird?

Die Ein­stel­lung Mar­tin Baders als Sport­di­rek­tor und Geschäfts­führer ist der Schlüs­sel­fak­tor. Die Prä­si­di­ums­mit­glie­der kön­nen beru­higt ihr Enga­ge­ment für den e.V. ver­stär­ken. Und in der GmbH kön­nen nun eben­falls drän­gen­de The­men pro­fes­sio­nell ange­gan­gen wer­den. Wie zum Bei­spiel die effek­ti­ve­re Struk­tu­rie­rung der Jugend­ar­beit. Die Ein­stel­lung von Sascha Eller als sport­li­cher Lei­ter des Nach­wuchs­zen­trums war ein Anfang.

„Wir arbei­ten zur­zeit nicht auf ein NLZ hin.“

Pla­nen Sie die Errich­tung eines Jugendleistungszentrums?

Nein. Wir arbei­ten zur­zeit nicht auf ein NLZ hin. Das kön­nen wir uns nicht leis­ten. Aber wir wer­den uns an den Vor­ga­ben eines NLZ ori­en­tie­ren. Ich bin auch nicht der Mei­nung, dass aus unse­rer Jugend immer drei bis vier Spie­ler in der ers­ten Mann­schaft lan­den müs­sen. Mir schwebt viel­mehr vor, dass Alemannia Aachen das wich­tigs­te Aus­bil­dungs­zen­trum in der Regi­on für Jugend­spie­ler wird. Dazu gehört unbe­dingt die Ver­bes­se­rung der Infra­struk­tur. Ich habe mich bereits um die Anträ­ge für ent­spre­chen­de För­der­mit­tel geküm­mert. Und wir spre­chen schon seit Län­ge­rem mit dem Eisen­bah­ner­sport­ver­ein und der Stadt. Aber das ist ein durch­aus zäher Prozess.

Wenn man Ihnen zuhört, könn­te man mei­nen, dass die Pro­fes­sio­na­li­sie­rung der Struk­tu­ren in höchs­tem Maße von einer Per­son abhängt. Von der Mar­tin Baders. Kann das im kurz­le­bi­gen Fuß­ball­ge­schäft funktionieren?

Wir den­ken nicht kurz­le­big. Der Weg, den wir mit Mar­tin Bader ein­ge­schla­gen haben, ist defi­ni­tiv ein lang­fris­tig angelegter.

Foto: Carl Brunn

Wie schnell man unter Druck gera­ten kann und Kon­zep­te infra­ge gestellt wer­den, ließ sich anhand des ent­täu­schen­den Sai­son­starts der Alemannia erleben.

Wir ste­hen nicht unter Druck. Denn wir las­sen uns nicht auf­grund irgend­wel­cher Moment­auf­nah­men von unse­rem Weg abbrin­gen. Wir wer­den den Weg mit den Her­ren Bader und Hel­mes wei­ter­füh­ren. Sicher war der Start in die Sai­son nicht so, wie wir uns das vor­ge­stellt hat­ten. Aber das ist halt so. Das ändert nichts dar­an, dass ich vom sport­li­chen Kon­zept grund­sätz­lich über­zeugt bin. Und ich bin nicht der Typ, der beim ers­ten klei­nen Gegen­wind umkippt. Allein die Unru­he, die jetzt schon wie­der hin­ein­ge­tra­gen wur­de, bedaue­re ich. Man muss Men­schen doch auch mal Ver­trau­en ent­ge­gen­brin­gen und sie in Ruhe etwas auf­bau­en lassen.

In der ver­gan­ge­nen Sai­son hat­te das mit dem In-Ruhe-arbei­ten-las­sen fata­le Konsequenzen.

Wenn Sie die Revol­te eini­ger weni­ger Spie­ler anspre­chen, so lag das Pro­blem weni­ger an den Unstim­mig­kei­ten sel­ber. Die Unru­he ist des­halb ent­stan­den, weil Inter­na nach drau­ßen gelangt sind, anstatt die Din­ge intern in aller Ruhe zu klä­ren und Lösun­gen herbeizuführen.

Die Unru­he ist Ihrer Mei­nung nach also allein auf­grund gewis­ser Indis­kre­tio­nen ent­stan­den? Machen Sie es sich da nicht ein wenig einfach?

Nein. Wenn man intern Din­ge bespricht und die­se dann schon am nächs­ten Tag in der Zei­tung nach­le­sen kann, ist das nicht gut. So kann man nicht pro­fes­sio­nell arbei­ten. Wir wer­den in Zukunft kon­se­quent han­deln und dafür sor­gen, dass so etwas nicht mehr vor­kommt. Und soll­te sich jemand par­tout nicht dar­an hal­ten wol­len, muss man im Zwei­fel getrenn­te Wege gehen.

Könn­te es nicht sein, dass erst die Wei­ge­rung des Auf­sichts­ra­tes, sich der Anlie­gen der Spie­ler anzu­neh­men, zur gro­ßen Unru­he geführt hat?

Das ist nicht das Spiel­feld des Auf­sichts­ra­tes. Es gibt ein Orga­ni­gramm und das schreibt ein­deu­tig vor, wer sich mit sol­chen ope­ra­ti­ven The­men des Sports zu befas­sen hat. Das sind aus­schließlich Sport­di­rek­tor und Trai­ner. Und das sind weder der Prä­si­dent, noch der Auf­sichts­rat, noch ein Spon­sor. In die­sen Struk­tu­ren, die es im Übri­gen in jedem Unter­neh­men gibt, haben wir uns bewegt und wer­den wir uns auch wei­ter­hin bewegen.

„Men­schen müs­sen ihre Pro­ble­me inner­halb einer vor­ge­ge­be­nen Hier­ar­chie sel­ber lösen können.“

Aber Sport­di­rek­tor und Trai­ner stan­den auf der einen und gro­ße Tei­le der Mann­schaft auf der ande­ren Sei­te. Es war also ein neu­tra­ler Mode­ra­tor als Ver­mitt­ler gefragt. Wer hät­te die­se Rol­le denn aus­fül­len sollen?

Schon die Annah­me ist falsch. Doch ich spre­che, wie gesagt, öffent­lich nicht über Inter­na. Tat­sa­che ist: Man muss das Ver­trau­en haben, dass die Men­schen ihre Pro­ble­me inner­halb einer vor­ge­ge­be­nen Hier­ar­chie sel­ber lösen kön­nen. Nur so kann ein Unter­neh­men funk­tio­nie­ren. Und unse­re Hier­ar­chie sieht vor, dass für sol­che The­men, wie sie damals anstan­den, die sport­li­che Lei­tung ver­ant­wort­lich ist. Da hat sich der Auf­sichts­rat nicht ein­zu­mi­schen. Wir waren uns hier mehr­heit­lich einig.

„Geld­ge­ber wol­len Kon­tinuität, Pro­fes­sio­na­li­tät und kein Chaos.“

Sie schei­nen sich bei Ihrer Kan­di­da­tur der Unter­stüt­zung Wolf­gang „Tim“ Ham­mers gewiss sein zu kön­nen, eines der mäch­tigs­ten Gön­ner der Alemannia. Immer­hin hat er sich schon öffent­lich an Ihrer Sei­te gezeigt. Ist die­se Wahl­kampf­hil­fe Fluch oder Segen?

Herr Ham­mer ist seit vie­len Jah­ren einer der groß­zü­gigs­ten Unter­stüt­zer des Ver­eins. Und wenn ein solch treu­er Gön­ner meint, dass der ein­mal ein­ge­schla­ge­ne Weg wei­ter­ge­führt wer­den soll, dann ist das ein Segen. Aber es gibt neben ihm auch noch wei­te­re Spon­so­ren, die sagen: „Gro­nen solls machen“. Weil die sehen, dass wir ruhig und pro­fes­sio­nell gear­bei­tet haben. Und weil unse­re Arbeit deckungs­gleich mit den Vor­stel­lun­gen vie­ler Geld­ge­ber ist. Die wol­len Kon­ti­nui­tät, Pro­fes­sio­na­li­tät und kein Chaos.

Und Sie glau­ben tat­säch­lich, dass mit dem Team um Ralf Hoch­scherff Unpro­fes­sio­na­li­tät und Cha­os Ein­zug hal­ten würden?

Es geht nicht um mei­nen Wett­be­wer­ber um das Amt des Prä­si­den­ten. Aber wenn ein Team voll­stän­dig und gänz­lich ohne wesent­li­che Erfah­rung von vor­ne neu begin­nen soll, spricht dies gegen den uns wich­ti­gen Grund­satz der Kon­ti­nui­tät und kann sehr schnell in schwie­ri­gen Zei­ten zu unkon­trol­lier­ba­ren Situa­tio­nen und Kon­flik­ten führen.

Foto: Carl Brunn

Nun haben Sie sel­ber erfah­ren müs­sen, dass Gön­ner auch ger­ne ein­mal laut ins ope­ra­ti­ve Geschäft hin­ein­re­den wol­len. Ob der eine Ein­fluss auf den Kon­flikt mit der sport­li­chen Füh­rung neh­men woll­te. Oder ob ein ande­rer selbst­be­wusst damit koket­tier­te, dass er bei wesent­li­chen Per­so­nal­ent­schei­dun­gen ein Wört­chen mit­re­det. Muss man so etwas zwangs­läu­fig in Kauf nehmen?

In kei­nem Spon­so­ring­ver­trag ist das Recht fest­ge­schrie­ben, sich in das ope­ra­ti­ve Geschäft ein­mi­schen zu dür­fen. Wenn Unter­stüt­zer das Gefühl haben, dass etwas nicht in ihrem Sin­ne läuft, kann man das hin­ter ver­schlos­se­nen Türen sach­lich bespre­chen und zu einer Lösung fin­den. Aber das darf in kei­nem Fall über die Öffent­lich­keit gesche­hen. Und das, was ich eben zu den Struk­tu­ren gesagt habe, gilt auch im Ver­hält­nis zu den Spon­so­ren. Auf­sichts­rat und Geschäfts­füh­rung bil­den das ope­ra­ti­ve Duo in der Spielbetriebs-GmbH.

„Jedes Mit­glied muss die Mög­lich­keit haben, sich aktiv in die Neu­ge­stal­tung der Sat­zung ein­brin­gen zu können.“

Wir müs­sen noch auf das The­ma der Sat­zungs­än­de­rung zu spre­chen kom­men. 2017 haben die Alemannia-Mit­glie­der ihrem Prä­si­di­um den Auf­trag erteilt, eine Modi­fi­zie­rung der Neu­fas­sung bis zum Ende der Legis­la­tur­pe­ri­ode umzu­set­zen. Eine Sat­zungs­kom­mis­si­on hat einen abstim­mungs­rei­fen Ent­wurf vor­ge­legt. War­um ver­wei­gert das Prä­si­di­um die Abstim­mung über die Sat­zung? Igno­rie­ren Sie damit nicht den Wil­len der Mitglieder?

Im Gegen­teil. Wir spre­chen hier von dem wich­tigs­ten Doku­ment des Ver­eins. Sozu­sa­gen von unse­rem Grund­ge­setz. Und da bin ich der fes­ten Mei­nung, dass wir als Prä­si­di­um eine Sorg­falts­pflicht gegen­über unse­ren Mit­glie­dern haben. Wir müs­sen jedem Mit­glied die Mög­lich­keit schaf­fen, sich aktiv in die Neu­ge­stal­tung ein­brin­gen zu kön­nen. Das konn­te nicht gewähr­leis­tet wer­den. So konn­te es zum Bei­spiel auf­grund der Pan­de­mie weder so etwas wie Info­ver­an­stal­tun­gen noch Work­shops geben. Das soll­te unbe­dingt nach­ge­holt wer­den, bevor es zur Abstim­mung kommt.

Das klingt jetzt aber arg kon­stru­iert. Man kann doch nicht jedes ein­zel­ne der rund 5.000 Alemannia-Mit­glie­der an der Neu­fas­sung mit­ar­bei­ten las­sen. Dafür gibt es doch die Sat­zungs­kom­mis­si­on. Qua­si als Dele­ga­ti­on der Mitglieder.

Ent­we­der ist eine sol­che Sat­zungs­än­de­rung das gemein­schaft­li­che Pro­jekt aller Mit­glie­der oder es ist gar kein Pro­jekt. Man darf kein Mit­glied davon aus­gren­zen. Mit unse­rer Vor­ge­hens­wei­se unter­strei­chen wir doch eher die Wich­tig­keit die­ser Ange­le­gen­heit, als dass wir sie kon­ter­ka­rie­ren. Des­halb blei­be ich dabei: Bevor wir nicht jedem Mit­glied ein Ange­bot machen kön­nen, sich in den Pro­zess ein­zu­brin­gen, kön­nen wir nicht über einen Ände­rungs­ent­wurf abstim­men. Als Prä­si­dent wer­de ich den Pro­zess in die­sem Sin­ne vor­an­trei­ben. Zum Bei­spiel wer­den wir Work­shops veranstalten.

Erklä­ren Sie doch abschlie­ßend ein­mal, war­um die Mit­glie­der am 2. Okto­ber Sie und nicht Ralf Hoch­scherff zum Prä­si­den­ten des TSV Alemannia Aachen wäh­len sollen.

Weil ich ein Ange­bot an die Mit­glie­der habe, das der Gegen­kan­di­dat so nicht hat. Zum einen ver­fü­ge ich bereits über die not­wen­di­ge Erfah­rung, die­sen Ver­ein zu füh­ren. Zum ande­ren hat ein Teil des Teams, das ich um mich ver­sam­melt habe, schon vier Jah­re erfolg­reich für die Alemannia gear­bei­tet. Und die ande­ren brin­gen pro­fes­sio­nel­le und wich­ti­ge neue Impul­se. Vor allem haben wir alle das glei­che Grund­ver­ständ­nis. Vie­le Pro­zes­se, die von uns im Hin­ter­grund ange­sto­ßen wor­den sind, haben es unbe­dingt ver­dient, wei­ter­ge­führt und zum Abschluss gebracht zu wer­den. Und nicht zuletzt geht es um Kon­ti­nui­tät. Die ist enorm wich­tig für den Ver­ein. Wir müs­sen der Wirt­schaft und der Poli­tik das Signal geben, dass sich die Alemannia sta­bi­li­siert hat. Da bringt es nichts, wenn man alle vier Jah­re die Füh­rungs­mann­schaft kom­plett austauscht.

Herr Gro­nen, wir dan­ken Ihnen für das Gespräch.

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Als wir die ersten Buchstaben tippten, um unsere fixe Idee eines Alemannia-Magazins in die Tat umzusetzen, spielte Henri Heeren noch in Schwarz-Gelb. Jupp Ivanovic machte drei Buden am Millerntor und trotzdem träumte niemand von Bundesliga oder Europapokal. Das ist lange her. In der Zwischenzeit waren wir mit dem TSV ganz oben. Wir sind mit ihm ziemlich unten. Aufgehört haben wir unterwegs irgendwie nie. Neue Ausgaben kamen mal in größeren, mal in kleineren Abständen. Und jetzt schreiben wir halt auch noch das Internet voll.

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