Foto: Zeitungsverlag Aachen

Höm­mel än Eäd

In den 1900 Meisterwerken wird die Schönheit der Fußballmomente endlich auf den Punkt gebracht.
Diesmal: heiße Luft und ein gespannter Mann.

Das Bild lässt sich sau­ber in ein Dyp­ti­chon zer­glie­dern. Der kar­ge obe­re Teil wird von einem bedroh­li­chen Heiß­luft­bal­lon domi­niert, der über der Sze­ne­rie schwebt. Auf der schor­fi­gen Bal­lon­haut sind schwar­ze Let­ter kryp­tisch ange­ord­net, ein­zig das erahn­ba­re Wort „öln“ scheint bös­ar­tig auf Fein­des­land zu ver­wei­sen. Ein Ban­ner trieft schlaff bau­melnd vor Hohn und Spott. Im Korb wen­det sich ein uner­kenn­ba­rer Pulk einem bär­ti­gen Mann zu, der Ver­schwö­re­ri­sches zu ver­kün­den scheint.  

Der Bal­lon fährt auf einen wei­ßen Turm zu, auf dem sche­men­haf­te Gestal­ten war­ten. Unter­halb des Tur­mes mar­kiert ein Hügel die Gren­ze zwi­schen den Hälf­ten, der uns sogleich an ein Amphi­thea­ter den­ken lässt. Auf den Rän­gen ste­hen Men­schen dicht an dicht. Im Ein­zel­nen nicht erkenn­bar, strahlt die Mas­se stoi­sche Geschlos­sen­heit und urwüch­si­ge Kraft aus.

Foto: Zei­tungs­ver­lag Aachen

Im unte­ren Teil steht im Vor­der­grund ein statt­li­cher Mann auf einer Wie­se. Sein Kör­per ist nach hin­ten gespannt, die halb­nack­ten Bei­ne sind an den Knien lehm­ver­schmiert und abson­der­lich aus der Hüf­te ver­dreht. Sein rech­tes Bein zum Tritt in die Luft gewor­fen, ver­an­kern sei­ne sta­bi­len Stie­fel sei­nen lin­ken Fuß in der Erde, die lin­ke Faust ist leicht geöff­net. Der Kör­per des Man­nes zeich­net eine Dia­go­na­le, die das Oben mit dem Unten ver­bin­det, die Gren­ze durch­bricht. Der Mann stellt sich der Über­macht im Zei­chen des dunk­len „F“-Mals zu sei­nen Füßen berg­lö­wen­ar­tig. Neben dem Bal­lon, unter dem er sich behän­de hin­weg duckt, muss er eine schmut­zi­ge Kugel abweh­ren, die ihm von einem unsicht­ba­ren Geg­ner von links ent­ge­gen geschleu­dert wird. 

Der Augen­blick der Ent­schei­dung friert ein, wir wis­sen nicht, ob auch die­se Her­ku­les­auf­ga­be zu schaf­fen ist. Der Künst­ler indes gibt uns lei­se Hin­wei­se: Der Held scheint fein zu lächeln, die beman­tel­ten Gefähr­ten der Bal­lon­fah­rer wen­den sich ab und aus­ge­rech­net auf dem Bal­lon­korb steht die Zau­ber­for­mel, die erah­nen lässt: Es wird gut aus­ge­hen. Wie­der und wieder.

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Als wir die ersten Buchstaben tippten, um unsere fixe Idee eines Alemannia-Magazins in die Tat umzusetzen, spielte Henri Heeren noch in Schwarz-Gelb. Jupp Ivanovic machte drei Buden am Millerntor und trotzdem träumte niemand von Bundesliga oder Europapokal. Das ist lange her. In der Zwischenzeit waren wir mit dem TSV ganz oben. Wir sind mit ihm ziemlich unten. Aufgehört haben wir unterwegs irgendwie nie. Neue Ausgaben kamen mal in größeren, mal in kleineren Abständen. Und jetzt schreiben wir halt auch noch das Internet voll.

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