Foto: Zeitungsverlag Aachen

Höm­mel än Eäd

In den 1900 Meisterwerken wird die Schönheit der Fußballmomente endlich auf den Punkt gebracht.
Diesmal: heiße Luft und ein gespannter Mann.

Das Bild lässt sich sau­ber in ein Dyp­ti­chon zer­glie­dern. Der kar­ge obe­re Teil wird von einem bedroh­li­chen Heiß­luft­bal­lon domi­niert, der über der Sze­ne­rie schwebt. Auf der schor­fi­gen Bal­lon­haut sind schwar­ze Let­ter kryp­tisch ange­ord­net, ein­zig das erahn­ba­re Wort „öln“ scheint bös­ar­tig auf Fein­des­land zu ver­wei­sen. Ein Ban­ner trieft schlaff bau­melnd vor Hohn und Spott. Im Korb wen­det sich ein uner­kenn­ba­rer Pulk einem bär­ti­gen Mann zu, der Ver­schwö­re­ri­sches zu ver­kün­den scheint.  

Der Bal­lon fährt auf einen wei­ßen Turm zu, auf dem sche­men­haf­te Gestal­ten war­ten. Unter­halb des Tur­mes mar­kiert ein Hügel die Gren­ze zwi­schen den Hälf­ten, der uns sogleich an ein Amphi­thea­ter den­ken lässt. Auf den Rän­gen ste­hen Men­schen dicht an dicht. Im Ein­zel­nen nicht erkenn­bar, strahlt die Mas­se stoi­sche Geschlos­sen­heit und urwüch­si­ge Kraft aus.

Foto: Zei­tungs­ver­lag Aachen

Im unte­ren Teil steht im Vor­der­grund ein statt­li­cher Mann auf einer Wie­se. Sein Kör­per ist nach hin­ten gespannt, die halb­nack­ten Bei­ne sind an den Knien lehm­ver­schmiert und abson­der­lich aus der Hüf­te ver­dreht. Sein rech­tes Bein zum Tritt in die Luft gewor­fen, ver­an­kern sei­ne sta­bi­len Stie­fel sei­nen lin­ken Fuß in der Erde, die lin­ke Faust ist leicht geöff­net. Der Kör­per des Man­nes zeich­net eine Dia­go­na­le, die das Oben mit dem Unten ver­bin­det, die Gren­ze durch­bricht. Der Mann stellt sich der Über­macht im Zei­chen des dunk­len „F“-Mals zu sei­nen Füßen berg­lö­wen­ar­tig. Neben dem Bal­lon, unter dem er sich behän­de hin­weg duckt, muss er eine schmut­zi­ge Kugel abweh­ren, die ihm von einem unsicht­ba­ren Geg­ner von links ent­ge­gen geschleu­dert wird. 

Der Augen­blick der Ent­schei­dung friert ein, wir wis­sen nicht, ob auch die­se Her­ku­les­auf­ga­be zu schaf­fen ist. Der Künst­ler indes gibt uns lei­se Hin­wei­se: Der Held scheint fein zu lächeln, die beman­tel­ten Gefähr­ten der Bal­lon­fah­rer wen­den sich ab und aus­ge­rech­net auf dem Bal­lon­korb steht die Zau­ber­for­mel, die erah­nen lässt: Es wird gut aus­ge­hen. Wie­der und wieder.

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