Der Tor­arbeiter

Einsatz statt Technik, offenes Visier statt Taktik: Bübbes Kehr war ein Mittelstürmer der alten Schule. Perfekt für die Alemannia.
Foto: Carl Brunn

9 Min. Lesezeit

In Zei­ten schlimms­ter Tris­tesse legi­ti­mie­ren sich Tra­di­ti­ons­ver­ei­ne gern mit ihrer präch­ti­gen His­to­rie, erin­nern an gro­ße Spie­le und wacke­re Recken. Nicht die dümms­te Idee, dach­te sich IN DER PRATSCH und besuch­te mit Büb­bes Kehr einen die­ser unver­ges­se­nen Hel­den. Gefun­den wur­den mit dem Tivo­li gemein­sam fast ver­schüt­te­te Geschich­ten aus einer ande­ren Fußballzeit.

„Aachen war bekloppt“, fasst Büb­bes, der eigent­lich und frü­her ein­mal Heinz-Josef hieß, sei­ne Jah­re am Tivo­li mit leich­ter Be- und Ver­wun­de­rung für Ver­ein und Stadt sehr kom­pakt zusam­men. „In Aachen gab’s nie Mit­tel­maß, nur bar­fuß oder Lack­schuh“, erin­nert er sich an wil­de Zei­ten, rup­pi­ge Spie­le und ein beson­de­res Publi­kum. Und es scheint so, als wären Büb­bes und der Tivo­li eine per­fek­te Liai­son gewe­sen, denn die umge­kehr­te Ein­schät­zung des ewi­gen Sta­di­on­spre­chers Robert Moo­nen fällt auf­fal­lend ähn­lich aus: „Der Büb­bes? Dat war ’ne Beklopp­te.“ Doch dass bei­de zusam­men­fan­den, war, wie so oft, dem Zufall geschuldet.

Spä­tes Glück

Kehr war schon 25 Jah­re alt und ver­schwen­de­te bereits seit Län­ge­rem kei­nen Gedan­ken mehr an eine Pro­fi­kar­rie­re. Der jüngst gegrün­de­te 1. FC Köln hat­te sich nach einem Pro­be­trai­ning für einen ande­ren ent­schie­den, der Stadt­ri­va­le For­tu­na bot ihm in Per­son von Jean Löring monat­lich kar­ge 500 DM – weni­ger als Kehrs dama­li­ges Maschi­nen­schlos­ser­ge­halt. Als Ama­teur konn­te er aber neben sei­nem Beruf beträcht­li­che Prä­mi­en ein­heim­sen, die ihm der SC Brühl 06/​45 für sei­ne zahl­rei­chen Tore zahl­te – Tore, die den Ver­ein bis zu Spie­len um die deut­sche Ama­teur­meis­ter­schaft führ­ten. Rück­bli­ckend sagt Büb­bes jedoch, er habe „im Ama­teur­fuß­ball viel Zeit verschenkt“.

„Beim Fünf gegen Zwei hab ich rich­tig auf­ge­räumt, ich lass mich doch nicht verarschen.“

Die rich­ti­ge Gele­gen­heit bot sich für ihn eben erst im Som­mer 1976. Brühl gas­tier­te zum Test­spiel gegen die von Jupp Mar­ti­nel­li trai­nier­te West­wacht am Tivo­li. Alemannias Trai­ner Gerd Prokop sah den Voll­blut­stür­mer und rief aus­nahms­wei­se nicht „Fut, du bis ene Selvs­tor­spe­zia­list“, son­dern Büb­bes zwecks Pro­be­trai­nings an. Und dort zeig­te er erst­mals die­se ihm eige­ne Durch­set­zungs­kraft, die sein Mar­ken­zei­chen wer­den soll­te – und am Tivo­li so gut ankam: „Beim Fünf gegen Zwei hab ich rich­tig auf­ge­räumt, ich lass mich doch nicht ver­ar­schen. Danach hat­ten die Respekt.“

„Wäs­ser­chen trü­ben? Ich?“
Foto: Zei­tungs­ver­lag Aachen

Im abschlie­ßen­den Trai­nings­spiel­chen mach­te er vier Kis­ten und unter­schrieb dann doch noch sei­nen ers­ten Pro­fi­ver­trag. „Prokop hat mir das Ver­trau­en gege­ben, sei­ne Num­mer Eins zu sein, sonst hät­te ich das nie gemacht“, beschreibt er sei­ne anfäng­li­che Skep­sis, das siche­re Leben auf­zu­ge­ben. Auf­fäl­lig oft begrün­det Büb­bes sei­ne Ent­schei­dun­gen mit Argu­men­ten wie Ver­trau­en, Har­mo­nie oder Aner­ken­nung – und man mag es ihm als heu­ti­ger Kun­de einer geschei­ter­ten GmbH nur all­zu gern abkaufen.

Stell­ver­tre­tend dafür steht eine klei­ne Anek­do­te, die in Zei­ten heu­ti­ger Spie­ler­ge­häl­ter fast lächer­lich klin­gen mag: Prokop wuss­te, dass sein Feu­er­zeug Büb­bes beson­ders gefiel, und ver­sprach es ihm für den Fall, dass er im ers­ten Spiel in Schwarz-Gelb trä­fe. Kehr racker­te und rann­te 90 Minu­ten auf das von Uli Stein gehü­te­te Bie­le­fel­der Tor an. Ein Tref­fer blieb ihm jedoch ver­wehrt, und das Spiel ging 0:1 ver­lo­ren. Das Feu­er­zeug, man ahnt es bereits, bekam er in Aner­ken­nung sei­nes Ein­sat­zes trotz­dem. Die­se Sto­ry aus dem Dreh­buch eines unbe­gab­ten Regis­seurs nimmt man ihm wegen sei­ner leuch­ten­den Augen den­noch ab und man wür­de sich auch nicht wun­dern, wenn er nun das Feu­er­zeug aus der Tasche zöge. Er tut es nicht.

Die­ses Ver­trau­en zahl­te Kehr als­dann mit her­aus­ra­gen­den Leis­tun­gen zurück. In der ers­ten Sai­son mach­te er 37 von 38 Spie­len und schoss dabei 23 Liga­to­re, nur Franz Ger­ber von St. Pau­li mach­te mehr. „Der hat aber ja auch Elf­me­ter geschos­sen“, mosert Kehr – selbst heu­te noch nicht ganz glück­lich mit dem zwei­ten Platz in der Tor­jä­ger­lis­te. Abge­se­hen von die­sem klei­nen Schön­heits­feh­ler lief es präch­tig. Büb­bes Kehr war beein­dru­ckend im Pro­fi­fuß­ball ange­kom­men; die Atmo­sphä­re am Tivo­li hat­te ihn gepackt, bei jedem Spiel hat­te er „Gän­se­haut beim Ein­lau­fen“. Und die geg­ne­ri­schen Abwehr­rei­hen hat­ten mitt­ler­wei­le Gän­se­haut, wenn der Bre­cher gegen sie anrannte.

Hin und her

Es mag heu­te unvor­stell­bar klin­gen, doch in den 70er-Jah­ren plag­ten die Alemannia oft auch finan­zi­el­le Sor­gen. Und dar­um ende­te Kehrs ers­tes Gast­spiel auf dem Tivo­li bereits nach der Pre­mie­ren­sai­son. Er wur­de für die dama­li­ge Rekord­sum­me der zwei­ten Liga von 500.000 DM zum Bun­des­li­ga­ab­stei­ger Ten­nis Borus­sia Ber­lin ver­kauft. „Da hat der Egon Mün­zen­berg sich kaputt­ge­lacht“, kom­men­tiert Büb­bes heu­te noch süß-säu­er­lich das dama­li­ge Geschehen.

Als klei­nes Dan­ke­schön schoss er das ers­te Tor für sei­nen neu­en Arbeit­ge­ber direkt im ers­ten Spiel – natür­lich gegen Alemannia Aachen. Er traf für TeBe in die­ser Sai­son 18 Mal, wur­de in Ber­lin aber nie rich­tig hei­misch und merk­te schnell, dass sich der Club auf dem abstei­gen­den Ast befand. Mit einem zwei­ten Coup hol­te Mün­zen­berg Kehr nur ein Jahr spä­ter wie­der zurück an den Tivo­li, dies­mal direkt im Paket mit Win­nie Stradt.

Prokop war mitt­ler­wei­le Ver­eins­ge­schich­te, Nach­fol­ger Erhard Ahmann soll­te Büb­bes Kar­rie­re bis zum Ende prä­gen. Und Kehr star­te­te, als wäre er nie weg gewe­sen. Kei­ne 17 Minu­ten im schwarz-gel­ben Tri­kot, traf er in einem Vor­be­rei­tungs­spiel schon wie­der und auch im ers­ten Pflicht­spiel durf­te er eins beju­beln. In allen Liga- und Pokal­spie­len ein­ge­setzt, erziel­te er wie­der reich­lich Tore.

„Ein klas­se Typ“

„Er war halt ein typi­scher Mit­tel­stür­mer der Sieb­zi­ger“, erin­nert sich Bernd Hoo­gen, Mann­schafts­ka­me­rad und dama­li­ger Nach­wuchs­tor­wart. „Tech­nisch eher limi­tiert, aber sehr robust, immer hun­dert Pro­zent und unheim­lich kopf­ball­stark.“ Büb­bes selbst sieht die Sache mit der Tech­nik ganz ähn­lich: „Es pas­sier­te auch schon mal, dass ich den Ball kurz vor der Tor­li­nie meter­weit drü­ber drosch, wäh­rend ich ein ande­res Mal von der Sei­ten­li­nie aus traf“, umschreibt er sei­ne etwas unor­tho­do­xe Spielweise.

Här­ter als Her­tha: Büb­bes Kehr macht den Über­stei­ger
Foto: Ima­go

Die uneit­le Erklä­rung dazu lau­tet, dass er es ohne den Ein­satz eben nie so weit gebracht hät­te: „In Brühl hat­ten vie­le Jungs mehr Talent als ich, die sind aber an der Dis­zi­plin geschei­tert.“ Und auf Nach­fra­ge nach Details: „Geschei­tert sind die an den Wei­bern – Sau­fen und Autos kamen ja erst, wenn sie schon Geld ver­dient hat­ten.“ Zumin­dest das scheint sich nie zu ändern. Aber Kampf und Wil­le allein reich­te auch am Tivo­li nicht aus, um es in die „Hall of Fame“ zu schaf­fen. Wich­tig für die Aache­ner Fan­see­le war immer auch gefühl­te Iden­ti­fi­ka­ti­on mit Ver­ein und Stadt.

Bei­des nahm man Kehr ab. Er war in der Mann­schaft genau­so beliebt wie bei den Fans, er war „ein­fach ein klas­se Typ“, resü­miert Bernd Hoo­gen. Dar­über hin­aus beglei­te­te Büb­bes immer die Sor­ge, für arro­gant gehal­ten zu wer­den. Und so ließ er sich nach den Spie­len fast immer bei Cor­tis, der belieb­ten Fan­knei­pe gegen­über dem Sta­di­on, bli­cken, auch nach Niederlagen.

Und obwohl er sich nach schlech­ten Spie­len den einen oder ande­ren bis­si­gen Kom­men­tar gefal­len las­sen muss­te, kam sein „offe­nes Visier“, wie er es selbst häu­fi­ger bezeich­net, natür­lich an. „Ich hät­te in der Knei­pe im Grun­de kein Porte­mon­naie gebraucht“, ist er sich sicher. Aber unpro­ble­ma­ti­scher mach­te das die Sache nicht, denn „trinkst du nicht mit, hal­ten sie dich für hoch­nä­sig. Trinkst du aber mit und spielst nächs­te Woche schlecht, heißt es: Klar, wie der säuft“. Und sei­ne Popu­la­ri­tät war mit­nich­ten auf die Kre­fel­der Stra­ße beschränkt. Sei­ne kom­pro­miss­lo­se Arbeits­auf­fas­sung führ­te auch schon dazu, dass man „im Kauf­hof mal nur fünf statt 15 Mark bezah­len muss­te, wenn die Ver­käu­fe­rin dich erkannt hat“.

Grät­sche, Kopf­ball, abge­fälscht: Drei Kis­ten, ein Bübbes

Sogar Geld wur­de ihm zuge­steckt, das er aber nach eige­nen Anga­ben immer in die Mann­schafts­kas­se leg­te, denn sein leicht ange­staubt klin­gen­des Cre­do lau­tet: „Ich bin nix ohne die, die sind nix ohne mich.“ Es lief gut für und mit Büb­bes Kehr am Tivo­li, auch noch in der Hin­run­de 1979/​80, wo er wie­der ver­läss­li­che neun Tore trat und köpfte.

Im Janu­ar 1980 war die Sai­son für ihn vor­zei­tig zu Ende, sogar die Kar­rie­re war gefähr­det. Vom Aus­wärts­spiel beim DSC Wan­ne-Eickel kam er mit einem Innen­band­ab- und Kap­sel­riss nach Hau­se. „Die dach­ten alle, ich kom­me nicht wie­der“, erin­nert er sich, war­um die Alemannia ihm dann im Som­mer mit Nor­bert Run­ge vom Erst­li­gis­ten Borus­sia Dort­mund pro­mi­nen­ten Ersatz vor die Nase setzte.

Erhard Ahmann

Doch Büb­bes Kehr kämpf­te sich, natür­lich, mag man den­ken, wie­der ran. Im August war er wie­der da, bekam nun aller­dings nicht mehr die Ein­satz­zei­ten wie vor­her, wäh­rend Run­ge, wohl auch sei­nes Gehalts wegen, gesetzt war. Das Publi­kum war aber wie so oft ande­rer Mei­nung als der Trai­ner, woll­te lie­ber Büb­bes sehen und skan­dier­te das im Spiel gegen Han­no­ver 96 offen und früh­zei­tig. Nach bereits 25 Minu­ten brach­te Ahmann Kehr für den bis dato sogar recht erfolg­rei­chen – und in die­sem Spiel nicht ver­letz­ten – Run­ge. Alemannia gewann das Spiel vor rap­pel­vol­ler Hüt­te durch zwei Kehr-Tore 2:1 und war erst­mals Tabel­len­füh­rer. „Ab da wuss­te ich, dass Ahmann es sehr schwer haben wird“, kennt Kehr die Öcher Volksseele.

„Im Trai­ning hat man sich geprü­gelt und danach zusam­men ein Bier getrunken.“

Aber die Zei­ten hat­ten sich geän­dert. Im Sturm gab es hef­ti­ge Kon­kur­renz, Run­ge und Arno Wolf mach­ten in die­ser Sai­son zusam­men 22 Tore. Im Mit­tel­feld spiel­te ein gewis­ser Hubert Clute-Simon, von dem selbst reich­lich Tor­ge­fahr aus­ging. Kehr war nicht mehr der Allein­un­ter­hal­ter. Den här­te­ren Kon­kur­renz­kampf merk­te man im Trai­ning, wo teil­wei­se bru­tal getre­ten wur­de, selbst Schlä­ge­rei­en inner­halb der Mann­schaft gab es. „Man hat sich geprü­gelt und danach zusam­men ein Bier getrun­ken“, scheint Kehr dies nicht unge­wöhn­lich zu finden.

Er trai­nier­te drei Tage mit einem ange­bro­che­nen Fuß, ließ sich von der Ehe­frau ban­da­gie­ren und nahm Schmerz­mit­tel, um auf­ge­stellt zu wer­den. Auch auf dem Platz ging es ordent­lich zur Sache, schließ­lich war es die Qua­li­fi­ka­ti­ons­sai­son zur ein­glei­si­gen zwei­ten Liga. Im Ver­gleich dazu fin­det Kehr „das Spiel heut­zu­ta­ge fast kör­per­los“. Und auf den Rän­gen erleb­te der Tivo­li wohl eine sei­ner hei­ßes­ten Spielzeiten.

Wenn Tor­ma­schi­nen abdre­hen: Büb­bes und Hubert Clute-Simon jubeln gegen Kickers Offen­bach
Foto: Ima­go

Es war die Kon­fet­ti­sai­son, Fuß­ball war noch Fuß­ball und die Fans waren nicht gera­de zim­per­lich. Geg­ne­ri­sche Spie­ler wur­den regel­mä­ßig auf das Übels­te belei­digt und auch gern mal bewor­fen. Und Büb­bes soll­te recht behal­ten, auch Trai­ner Ahmann wur­de immer öfter zur Ziel­schei­be des Unmuts.

Obwohl die Alemannia am Ende mit einem fünf­ten Platz die Qua­li­fi­ka­ti­on locker schaff­te, waren „Ahmann raus“-Rufe kei­ne Sel­ten­heit – nach dem sechs­ten Spiel­tag der nächs­ten Sai­son war dann Schluss. Doch auch mit neu­em Mann an der Linie lief es für die Alemannia nicht gut in der ers­ten Sai­son der ein­glei­si­gen zwei­ten Liga. Vier Trai­ner benö­tig­te man, mehr als Platz 9 sprang nicht raus. Auch Kehr fand nicht mehr rich­tig in die Erfolgs­spur und traf in der Hin­run­de nur ein ein­zi­ges Mal.

Als Erhard Ahmann im März als Mana­ger zurück­kam – ein „Ahmann, bleib, wo du bist“-Banner im Spiel davor zeugt von der Begeis­te­rung der Fans –, wuss­te Büb­bes, dass wegen der Umstän­de von damals sei­ne Zeit am Tivo­li nun abge­lau­fen war. Das Spiel im Febru­ar 1982 auf dem Tivo­li gegen den VfL Osna­brück soll­te sein letz­ter Auf­tritt gewe­sen sein. Trai­ner Buhtz teil­te ihm mit, dass er nicht mehr mit­trai­nie­ren brau­che. Anstatt den Ver­trag aus­zu­sit­zen, wech­sel­te er für sein letz­tes Pro­fi­jahr zu Rot-Weiss Essen und been­de­te mit 32 Jah­ren sei­ne kur­ze, aber inten­si­ve Lauf­bahn nach sie­ben Jahren.

Ein Leben nach dem Fußball

Heut­zu­ta­ge gibt es nur noch im Gar­ten auf die Höl­zer
Foto: Carl Brunn

Im Anschluss hat­te er enor­me Pro­ble­me, wie­der zurück in den All­tag zu fin­den. Kei­ner woll­te ihn in sei­ner Hei­mat als Maschi­nen­schlos­ser ein­stel­len, weil er als Star die Betriebs­ru­he durch­ein­an­der­brin­gen könn­te. Auf dem Arbeits­amt kam sei­ne kom­pro­miss­lo­se Art weni­ger gut an als auf dem Tivo­li. „Was kann ich dafür, dass ich mehr Arbeits­lo­sen­geld bekom­me, als du ver­dienst“, frag­te er den Sach­be­ar­bei­ter, der ihm dar­auf­hin erst ein­mal Haus­ver­bot erteil­te. Ohne 1983 ahnen zu kön­nen, in wel­chen Zukunfts­markt er ein­steigt, ent­schloss er sich zu einer Umschu­lung zum Anwen­dungs­pro­gram­mie­rer und fand auch beruf­lich sein Glück.

Büb­bes Kehr ist nun 62 Jah­re alt und wenn er heu­te über Fuß­ball spricht, schwingt mehr als nur ein Hauch Weh­mut mit. Er ver­folgt zwar noch den Wer­de­gang der Alemannia, Kon­takt gibt es aber nur noch pri­vat zu sei­nem ehe­ma­li­gen Mit­spie­ler Jo Mon­ta­nes, zum Ver­ein gar nicht. Zum Abschied vom Tivo­li war er da, aber „die kann­ten mich nicht mehr“, stellt er ernüch­tert fest.

Zum 1.000. Zweit­li­ga­spiel wur­de er nicht mehr ein­ge­la­den, obwohl er da noch der Spie­ler war, der die meis­ten Tore für die Alemannia in der zwei­ten Liga erzielt hat. Erst Ben­ny Auer konn­te ihm die­sen Rekord abluch­sen. Und wie damals kann er sich auch jetzt nicht gut mit dem zwei­ten Platz anfreun­den und ver­weist dar­auf, dass der neue Rekord ja nicht mehr in „sei­nem“ Sta­di­on stattfand.

Trotz der Distanz geht ihm die aktu­el­le sport­li­che Ent­wick­lung nah: „Der Abstieg der Alemannia tut mir rich­tig weh – Aachen gehört immer noch mein Herz.“ Beim Abschied von Büb­bes Kehr erah­nen wir, war­um sein Name am Tivo­li nie rich­tig ver­blass­te: Klar, neben­bei war er lan­ge Alemannias bes­ter Zweit­li­ga-Tor­schüt­ze aller Zei­ten. Aber er war auch ein Cha­rak­ter, wenn viel­leicht auch kein leich­ter. Er war authentisch.

Und er hat­te eine Auf­fas­sung von sei­nem Beruf und vom Umgang mit Ver­ein und Fans, den es damals nicht oft gab und heu­te längst nicht mehr gibt – wie das Sta­di­on, in dem er spielte.

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Als wir die ersten Buchstaben tippten, um unsere fixe Idee eines Alemannia-Magazins in die Tat umzusetzen, spielte Henri Heeren noch in Schwarz-Gelb. Jupp Ivanovic machte drei Buden am Millerntor und trotzdem träumte niemand von Bundesliga oder Europapokal. Das ist lange her. In der Zwischenzeit waren wir mit dem TSV ganz oben. Wir sind mit ihm ziemlich unten. Aufgehört haben wir unterwegs irgendwie nie. Neue Ausgaben kamen mal in größeren, mal in kleineren Abständen. Und jetzt schreiben wir halt auch noch das Internet voll.

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