Der Tor­arbeiter

Einsatz statt Technik, offenes Visier statt Taktik: Bübbes Kehr war ein Mittelstürmer der alten Schule. Perfekt für die Alemannia.
Foto: Carl Brunn

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In Zei­ten schlimms­ter Tris­tesse legi­ti­mie­ren sich Tra­di­ti­ons­ver­ei­ne gern mit ihrer präch­ti­gen His­to­rie, erin­nern an gro­ße Spie­le und wacke­re Recken. Nicht die dümms­te Idee, dach­te sich IN DER PRATSCH und besuch­te mit Büb­bes Kehr einen die­ser unver­ges­se­nen Hel­den. Gefun­den wur­den mit dem Tivo­li gemein­sam fast ver­schüt­te­te Geschich­ten aus einer ande­ren Fußballzeit.

„Aachen war bekloppt“, fasst Büb­bes, der eigent­lich und frü­her ein­mal Heinz-Josef hieß, sei­ne Jah­re am Tivo­li mit leich­ter Be- und Ver­wun­de­rung für Ver­ein und Stadt sehr kom­pakt zusam­men. „In Aachen gab’s nie Mit­tel­maß, nur bar­fuß oder Lack­schuh“, erin­nert er sich an wil­de Zei­ten, rup­pi­ge Spie­le und ein beson­de­res Publi­kum. Und es scheint so, als wären Büb­bes und der Tivo­li eine per­fek­te Liai­son gewe­sen, denn die umge­kehr­te Ein­schät­zung des ewi­gen Sta­di­on­spre­chers Robert Moo­nen fällt auf­fal­lend ähn­lich aus: „Der Büb­bes? Dat war ’ne Beklopp­te.“ Doch dass bei­de zusam­men­fan­den, war, wie so oft, dem Zufall geschuldet.

Spä­tes Glück

Kehr war schon 25 Jah­re alt und ver­schwen­de­te bereits seit Län­ge­rem kei­nen Gedan­ken mehr an eine Pro­fi­kar­rie­re. Der jüngst gegrün­de­te 1. FC Köln hat­te sich nach einem Pro­be­trai­ning für einen ande­ren ent­schie­den, der Stadt­ri­va­le For­tu­na bot ihm in Per­son von Jean Löring monat­lich kar­ge 500 DM – weni­ger als Kehrs dama­li­ges Maschi­nen­schlos­ser­ge­halt. Als Ama­teur konn­te er aber neben sei­nem Beruf beträcht­li­che Prä­mi­en ein­heim­sen, die ihm der SC Brühl 06/​45 für sei­ne zahl­rei­chen Tore zahl­te – Tore, die den Ver­ein bis zu Spie­len um die deut­sche Ama­teur­meis­ter­schaft führ­ten. Rück­bli­ckend sagt Büb­bes jedoch, er habe „im Ama­teur­fuß­ball viel Zeit verschenkt“.

„Beim Fünf gegen Zwei hab ich rich­tig auf­ge­räumt, ich lass mich doch nicht verarschen.“

Die rich­ti­ge Gele­gen­heit bot sich für ihn eben erst im Som­mer 1976. Brühl gas­tier­te zum Test­spiel gegen die von Jupp Mar­ti­nel­li trai­nier­te West­wacht am Tivo­li. Alemannias Trai­ner Gerd Prokop sah den Voll­blut­stür­mer und rief aus­nahms­wei­se nicht „Fut, du bis ene Selvs­tor­spe­zia­list“, son­dern Büb­bes zwecks Pro­be­trai­nings an. Und dort zeig­te er erst­mals die­se ihm eige­ne Durch­set­zungs­kraft, die sein Mar­ken­zei­chen wer­den soll­te – und am Tivo­li so gut ankam: „Beim Fünf gegen Zwei hab ich rich­tig auf­ge­räumt, ich lass mich doch nicht ver­ar­schen. Danach hat­ten die Respekt.“

„Wäs­ser­chen trü­ben? Ich?“
Foto: Zei­tungs­ver­lag Aachen

Im abschlie­ßen­den Trai­nings­spiel­chen mach­te er vier Kis­ten und unter­schrieb dann doch noch sei­nen ers­ten Pro­fi­ver­trag. „Prokop hat mir das Ver­trau­en gege­ben, sei­ne Num­mer Eins zu sein, sonst hät­te ich das nie gemacht“, beschreibt er sei­ne anfäng­li­che Skep­sis, das siche­re Leben auf­zu­ge­ben. Auf­fäl­lig oft begrün­det Büb­bes sei­ne Ent­schei­dun­gen mit Argu­men­ten wie Ver­trau­en, Har­mo­nie oder Aner­ken­nung – und man mag es ihm als heu­ti­ger Kun­de einer geschei­ter­ten GmbH nur all­zu gern abkaufen.

Stell­ver­tre­tend dafür steht eine klei­ne Anek­do­te, die in Zei­ten heu­ti­ger Spie­ler­ge­häl­ter fast lächer­lich klin­gen mag: Prokop wuss­te, dass sein Feu­er­zeug Büb­bes beson­ders gefiel, und ver­sprach es ihm für den Fall, dass er im ers­ten Spiel in Schwarz-Gelb trä­fe. Kehr racker­te und rann­te 90 Minu­ten auf das von Uli Stein gehü­te­te Bie­le­fel­der Tor an. Ein Tref­fer blieb ihm jedoch ver­wehrt, und das Spiel ging 0:1 ver­lo­ren. Das Feu­er­zeug, man ahnt es bereits, bekam er in Aner­ken­nung sei­nes Ein­sat­zes trotz­dem. Die­se Sto­ry aus dem Dreh­buch eines unbe­gab­ten Regis­seurs nimmt man ihm wegen sei­ner leuch­ten­den Augen den­noch ab und man wür­de sich auch nicht wun­dern, wenn er nun das Feu­er­zeug aus der Tasche zöge. Er tut es nicht.

Die­ses Ver­trau­en zahl­te Kehr als­dann mit her­aus­ra­gen­den Leis­tun­gen zurück. In der ers­ten Sai­son mach­te er 37 von 38 Spie­len und schoss dabei 23 Liga­to­re, nur Franz Ger­ber von St. Pau­li mach­te mehr. „Der hat aber ja auch Elf­me­ter geschos­sen“, mosert Kehr – selbst heu­te noch nicht ganz glück­lich mit dem zwei­ten Platz in der Tor­jä­ger­lis­te. Abge­se­hen von die­sem klei­nen Schön­heits­feh­ler lief es präch­tig. Büb­bes Kehr war beein­dru­ckend im Pro­fi­fuß­ball ange­kom­men; die Atmo­sphä­re am Tivo­li hat­te ihn gepackt, bei jedem Spiel hat­te er „Gän­se­haut beim Ein­lau­fen“. Und die geg­ne­ri­schen Abwehr­rei­hen hat­ten mitt­ler­wei­le Gän­se­haut, wenn der Bre­cher gegen sie anrannte.

Hin und her

Es mag heu­te unvor­stell­bar klin­gen, doch in den 70er-Jah­ren plag­ten die Alemannia oft auch finan­zi­el­le Sor­gen. Und dar­um ende­te Kehrs ers­tes Gast­spiel auf dem Tivo­li bereits nach der Pre­mie­ren­sai­son. Er wur­de für die dama­li­ge Rekord­sum­me der zwei­ten Liga von 500.000 DM zum Bun­des­li­ga­ab­stei­ger Ten­nis Borus­sia Ber­lin ver­kauft. „Da hat der Egon Mün­zen­berg sich kaputt­ge­lacht“, kom­men­tiert Büb­bes heu­te noch süß-säu­er­lich das dama­li­ge Geschehen.

Als klei­nes Dan­ke­schön schoss er das ers­te Tor für sei­nen neu­en Arbeit­ge­ber direkt im ers­ten Spiel – natür­lich gegen Alemannia Aachen. Er traf für TeBe in die­ser Sai­son 18 Mal, wur­de in Ber­lin aber nie rich­tig hei­misch und merk­te schnell, dass sich der Club auf dem abstei­gen­den Ast befand. Mit einem zwei­ten Coup hol­te Mün­zen­berg Kehr nur ein Jahr spä­ter wie­der zurück an den Tivo­li, dies­mal direkt im Paket mit Win­nie Stradt.

Prokop war mitt­ler­wei­le Ver­eins­ge­schich­te, Nach­fol­ger Erhard Ahmann soll­te Büb­bes Kar­rie­re bis zum Ende prä­gen. Und Kehr star­te­te, als wäre er nie weg gewe­sen. Kei­ne 17 Minu­ten im schwarz-gel­ben Tri­kot, traf er in einem Vor­be­rei­tungs­spiel schon wie­der und auch im ers­ten Pflicht­spiel durf­te er eins beju­beln. In allen Liga- und Pokal­spie­len ein­ge­setzt, erziel­te er wie­der reich­lich Tore.

„Ein klas­se Typ“

„Er war halt ein typi­scher Mit­tel­stür­mer der Sieb­zi­ger“, erin­nert sich Bernd Hoo­gen, Mann­schafts­ka­me­rad und dama­li­ger Nach­wuchs­tor­wart. „Tech­nisch eher limi­tiert, aber sehr robust, immer hun­dert Pro­zent und unheim­lich kopf­ball­stark.“ Büb­bes selbst sieht die Sache mit der Tech­nik ganz ähn­lich: „Es pas­sier­te auch schon mal, dass ich den Ball kurz vor der Tor­li­nie meter­weit drü­ber drosch, wäh­rend ich ein ande­res Mal von der Sei­ten­li­nie aus traf“, umschreibt er sei­ne etwas unor­tho­do­xe Spielweise.

Här­ter als Her­tha: Büb­bes Kehr macht den Über­stei­ger
Foto: Ima­go

Die uneit­le Erklä­rung dazu lau­tet, dass er es ohne den Ein­satz eben nie so weit gebracht hät­te: „In Brühl hat­ten vie­le Jungs mehr Talent als ich, die sind aber an der Dis­zi­plin geschei­tert.“ Und auf Nach­fra­ge nach Details: „Geschei­tert sind die an den Wei­bern – Sau­fen und Autos kamen ja erst, wenn sie schon Geld ver­dient hat­ten.“ Zumin­dest das scheint sich nie zu ändern. Aber Kampf und Wil­le allein reich­te auch am Tivo­li nicht aus, um es in die „Hall of Fame“ zu schaf­fen. Wich­tig für die Aache­ner Fan­see­le war immer auch gefühl­te Iden­ti­fi­ka­ti­on mit Ver­ein und Stadt.

Bei­des nahm man Kehr ab. Er war in der Mann­schaft genau­so beliebt wie bei den Fans, er war „ein­fach ein klas­se Typ“, resü­miert Bernd Hoo­gen. Dar­über hin­aus beglei­te­te Büb­bes immer die Sor­ge, für arro­gant gehal­ten zu wer­den. Und so ließ er sich nach den Spie­len fast immer bei Cor­tis, der belieb­ten Fan­knei­pe gegen­über dem Sta­di­on, bli­cken, auch nach Niederlagen.

Und obwohl er sich nach schlech­ten Spie­len den einen oder ande­ren bis­si­gen Kom­men­tar gefal­len las­sen muss­te, kam sein „offe­nes Visier“, wie er es selbst häu­fi­ger bezeich­net, natür­lich an. „Ich hät­te in der Knei­pe im Grun­de kein Porte­mon­naie gebraucht“, ist er sich sicher. Aber unpro­ble­ma­ti­scher mach­te das die Sache nicht, denn „trinkst du nicht mit, hal­ten sie dich für hoch­nä­sig. Trinkst du aber mit und spielst nächs­te Woche schlecht, heißt es: Klar, wie der säuft“. Und sei­ne Popu­la­ri­tät war mit­nich­ten auf die Kre­fel­der Stra­ße beschränkt. Sei­ne kom­pro­miss­lo­se Arbeits­auf­fas­sung führ­te auch schon dazu, dass man „im Kauf­hof mal nur fünf statt 15 Mark bezah­len muss­te, wenn die Ver­käu­fe­rin dich erkannt hat“.

Grät­sche, Kopf­ball, abge­fälscht: Drei Kis­ten, ein Bübbes

Sogar Geld wur­de ihm zuge­steckt, das er aber nach eige­nen Anga­ben immer in die Mann­schafts­kas­se leg­te, denn sein leicht ange­staubt klin­gen­des Cre­do lau­tet: „Ich bin nix ohne die, die sind nix ohne mich.“ Es lief gut für und mit Büb­bes Kehr am Tivo­li, auch noch in der Hin­run­de 1979/​80, wo er wie­der ver­läss­li­che neun Tore trat und köpfte.

Im Janu­ar 1980 war die Sai­son für ihn vor­zei­tig zu Ende, sogar die Kar­rie­re war gefähr­det. Vom Aus­wärts­spiel beim DSC Wan­ne-Eickel kam er mit einem Innen­band­ab- und Kap­sel­riss nach Hau­se. „Die dach­ten alle, ich kom­me nicht wie­der“, erin­nert er sich, war­um die Alemannia ihm dann im Som­mer mit Nor­bert Run­ge vom Erst­li­gis­ten Borus­sia Dort­mund pro­mi­nen­ten Ersatz vor die Nase setzte.

Erhard Ahmann

Doch Büb­bes Kehr kämpf­te sich, natür­lich, mag man den­ken, wie­der ran. Im August war er wie­der da, bekam nun aller­dings nicht mehr die Ein­satz­zei­ten wie vor­her, wäh­rend Run­ge, wohl auch sei­nes Gehalts wegen, gesetzt war. Das Publi­kum war aber wie so oft ande­rer Mei­nung als der Trai­ner, woll­te lie­ber Büb­bes sehen und skan­dier­te das im Spiel gegen Han­no­ver 96 offen und früh­zei­tig. Nach bereits 25 Minu­ten brach­te Ahmann Kehr für den bis dato sogar recht erfolg­rei­chen – und in die­sem Spiel nicht ver­letz­ten – Run­ge. Alemannia gewann das Spiel vor rap­pel­vol­ler Hüt­te durch zwei Kehr-Tore 2:1 und war erst­mals Tabel­len­füh­rer. „Ab da wuss­te ich, dass Ahmann es sehr schwer haben wird“, kennt Kehr die Öcher Volksseele.

„Im Trai­ning hat man sich geprü­gelt und danach zusam­men ein Bier getrunken.“

Aber die Zei­ten hat­ten sich geän­dert. Im Sturm gab es hef­ti­ge Kon­kur­renz, Run­ge und Arno Wolf mach­ten in die­ser Sai­son zusam­men 22 Tore. Im Mit­tel­feld spiel­te ein gewis­ser Hubert Clute-Simon, von dem selbst reich­lich Tor­ge­fahr aus­ging. Kehr war nicht mehr der Allein­un­ter­hal­ter. Den här­te­ren Kon­kur­renz­kampf merk­te man im Trai­ning, wo teil­wei­se bru­tal getre­ten wur­de, selbst Schlä­ge­rei­en inner­halb der Mann­schaft gab es. „Man hat sich geprü­gelt und danach zusam­men ein Bier getrun­ken“, scheint Kehr dies nicht unge­wöhn­lich zu finden.

Er trai­nier­te drei Tage mit einem ange­bro­che­nen Fuß, ließ sich von der Ehe­frau ban­da­gie­ren und nahm Schmerz­mit­tel, um auf­ge­stellt zu wer­den. Auch auf dem Platz ging es ordent­lich zur Sache, schließ­lich war es die Qua­li­fi­ka­ti­ons­sai­son zur ein­glei­si­gen zwei­ten Liga. Im Ver­gleich dazu fin­det Kehr „das Spiel heut­zu­ta­ge fast kör­per­los“. Und auf den Rän­gen erleb­te der Tivo­li wohl eine sei­ner hei­ßes­ten Spielzeiten.

Wenn Tor­ma­schi­nen abdre­hen: Büb­bes und Hubert Clute-Simon jubeln gegen Kickers Offen­bach
Foto: Ima­go

Es war die Kon­fet­ti­sai­son, Fuß­ball war noch Fuß­ball und die Fans waren nicht gera­de zim­per­lich. Geg­ne­ri­sche Spie­ler wur­den regel­mä­ßig auf das Übels­te belei­digt und auch gern mal bewor­fen. Und Büb­bes soll­te recht behal­ten, auch Trai­ner Ahmann wur­de immer öfter zur Ziel­schei­be des Unmuts.

Obwohl die Alemannia am Ende mit einem fünf­ten Platz die Qua­li­fi­ka­ti­on locker schaff­te, waren „Ahmann raus“-Rufe kei­ne Sel­ten­heit – nach dem sechs­ten Spiel­tag der nächs­ten Sai­son war dann Schluss. Doch auch mit neu­em Mann an der Linie lief es für die Alemannia nicht gut in der ers­ten Sai­son der ein­glei­si­gen zwei­ten Liga. Vier Trai­ner benö­tig­te man, mehr als Platz 9 sprang nicht raus. Auch Kehr fand nicht mehr rich­tig in die Erfolgs­spur und traf in der Hin­run­de nur ein ein­zi­ges Mal.

Als Erhard Ahmann im März als Mana­ger zurück­kam – ein „Ahmann, bleib, wo du bist“-Banner im Spiel davor zeugt von der Begeis­te­rung der Fans –, wuss­te Büb­bes, dass wegen der Umstän­de von damals sei­ne Zeit am Tivo­li nun abge­lau­fen war. Das Spiel im Febru­ar 1982 auf dem Tivo­li gegen den VfL Osna­brück soll­te sein letz­ter Auf­tritt gewe­sen sein. Trai­ner Buhtz teil­te ihm mit, dass er nicht mehr mit­trai­nie­ren brau­che. Anstatt den Ver­trag aus­zu­sit­zen, wech­sel­te er für sein letz­tes Pro­fi­jahr zu Rot-Weiss Essen und been­de­te mit 32 Jah­ren sei­ne kur­ze, aber inten­si­ve Lauf­bahn nach sie­ben Jahren.

Ein Leben nach dem Fußball

Heut­zu­ta­ge gibt es nur noch im Gar­ten auf die Höl­zer
Foto: Carl Brunn

Im Anschluss hat­te er enor­me Pro­ble­me, wie­der zurück in den All­tag zu fin­den. Kei­ner woll­te ihn in sei­ner Hei­mat als Maschi­nen­schlos­ser ein­stel­len, weil er als Star die Betriebs­ru­he durch­ein­an­der­brin­gen könn­te. Auf dem Arbeits­amt kam sei­ne kom­pro­miss­lo­se Art weni­ger gut an als auf dem Tivo­li. „Was kann ich dafür, dass ich mehr Arbeits­lo­sen­geld bekom­me, als du ver­dienst“, frag­te er den Sach­be­ar­bei­ter, der ihm dar­auf­hin erst ein­mal Haus­ver­bot erteil­te. Ohne 1983 ahnen zu kön­nen, in wel­chen Zukunfts­markt er ein­steigt, ent­schloss er sich zu einer Umschu­lung zum Anwen­dungs­pro­gram­mie­rer und fand auch beruf­lich sein Glück.

Büb­bes Kehr ist nun 62 Jah­re alt und wenn er heu­te über Fuß­ball spricht, schwingt mehr als nur ein Hauch Weh­mut mit. Er ver­folgt zwar noch den Wer­de­gang der Alemannia, Kon­takt gibt es aber nur noch pri­vat zu sei­nem ehe­ma­li­gen Mit­spie­ler Jo Mon­ta­nes, zum Ver­ein gar nicht. Zum Abschied vom Tivo­li war er da, aber „die kann­ten mich nicht mehr“, stellt er ernüch­tert fest.

Zum 1.000. Zweit­li­ga­spiel wur­de er nicht mehr ein­ge­la­den, obwohl er da noch der Spie­ler war, der die meis­ten Tore für die Alemannia in der zwei­ten Liga erzielt hat. Erst Ben­ny Auer konn­te ihm die­sen Rekord abluch­sen. Und wie damals kann er sich auch jetzt nicht gut mit dem zwei­ten Platz anfreun­den und ver­weist dar­auf, dass der neue Rekord ja nicht mehr in „sei­nem“ Sta­di­on stattfand.

Trotz der Distanz geht ihm die aktu­el­le sport­li­che Ent­wick­lung nah: „Der Abstieg der Alemannia tut mir rich­tig weh – Aachen gehört immer noch mein Herz.“ Beim Abschied von Büb­bes Kehr erah­nen wir, war­um sein Name am Tivo­li nie rich­tig ver­blass­te: Klar, neben­bei war er lan­ge Alemannias bes­ter Zweit­li­ga-Tor­schüt­ze aller Zei­ten. Aber er war auch ein Cha­rak­ter, wenn viel­leicht auch kein leich­ter. Er war authentisch.

Und er hat­te eine Auf­fas­sung von sei­nem Beruf und vom Umgang mit Ver­ein und Fans, den es damals nicht oft gab und heu­te längst nicht mehr gibt – wie das Sta­di­on, in dem er spielte.

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